... irrtümlich im Postkasten eines STANDARD-Lesers gelandet, der glaubhaft versichert, dass er "weder mit dem Absender noch mit dem Adressaten etwas zu tun hat, geschweige denn zu tun haben will.", so Drehbuchautor Wilhelm Pevny in einem Begleitschreiben an die Redaktion.

Sehr geehrter Doktor Gusenbauer, lieber Fredi! Da Du auch meine zweite Mahnung unerwidert lassen hast, schicke ich Dir nun zum dritten und letzten Mal meine Forderung für erbrachte Leistungen in der Höhe von 274.072 Euro plus 10 % Mwst.

Um ehrlich zu sein, finde ich es schofel, lieber Alfred, dass Du Dich zierst, die von mir erbrachten, so wertvollen Leistungen abzugelten; haben sie Dir doch auf Deinem politischen Werdegang bislang so hilfreich zur Seite gestanden.

Nein, ich will hier nicht von der Frisurdebatte reden, die weniger von mir initiiert wurde, aber durch ständige Frisurabänderungsvorschläge meinerseits (die Du brav befolgt hast!) am Köcheln gehalten wurde, bis sie leider mangels Haarvarianz aufgegeben werden musste.

Viel mehr als dieser Freundschaftsdienst zählt allerdings mein - wahlentscheidender - Rat für die letzte Nationalratswahl, als Du Dich, Deinen Instinkten frönend, auf eine Pinocchio-Strategie einlassen wolltest, und Du den gegnerischen Kandidaten als Lügen-Kanzler in seiner Ecke festnageln wolltest, ich Dir aber wohlweislich - erinnere Dich! - geraten hatte, statt dessen dem Wähler frisch und frech genau die selbe Lüge aufzutischen (Stichwort: Auf mich kann man sich verlassen - falls ich nicht erster werde, gehe ich in die Opposition!)

Dass Du danach trotzdem ganz schnell mit den Siegern verhandelt hast, habe auch ich Dir geraten, vergiss das nicht! Sowie du auch nicht vergessen solltest, lieber Fredi, dass ich Dir beinahe befehlen musste, während des schlimmen Hochwassers in die Toskana zu fahren, anstatt, wie Du es gewollt hattest, Deine Mutter in Ybbs aus den Fluten zu ziehen - ein Foto, das Dich für immer als Heroe in der Öffentlichkeit verankert hätte, statt eines blassen frisurunentschlossenen Zauderers.

Dafür aber hast Du dann doch noch Deine Mutter ins Spiel gebracht, genauer: ihren Gehaltszettel (oder besser: Rentenbescheid), woraufhin dann nur Vorwitzige gefeixt haben: "Wenn die Mutter so wenig Rente hat, warum zahlst Du ihr dann nichts drauf, g'stopfter Hund!" - Zu vielen anderen Schachzügen noch, von dieser Qualität, habe ich Dir verholfen, und jetzt zuletzt auch noch dazu, wie Du dem Fischer seine todsichere Wahl verschaukeln wirst, indem Du nämlich meinen Rat befolgt hast, und vom Haider zum richtigen Zeitpunkt blaue Stimmen in Kärnten fischt, während Deine Leute mit ihm dort packeln, Du aber - großes Augenzwinkern - davon nichts weißt!

Also, ich meine, das alles ist sein Geld wert, und wer der Urheber von einer solch' ausgeklügelten Strategie ist, ist doch jedem in unserem Land klar. Drum sag' ich: Steh dazu, Fredi, dass Du seit Jahren von mir beraten wirst. Zahl endlich!

In diesem Sinne, Grüß Gott, äh Freundschaft Dein Reini. (DER STANDARD, Printausgabe 9./10.4.2004)