Moskau - Die Leiterin der russischen Menschenrechtskommission, Ella Panfilowa, hat die jüngste Eskalation im Irak als humanitäre Katastrophe bezeichnet. Die USA erfüllten nicht ihre Verpflichtungen als Besatzungsmacht, kritisierte sie am Samstag laut einem Bericht der Moskauer Nachrichtenagentur Interfax. Sie meine damit Städteblockaden, Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und das Leiden der Zivilbevölkerung unter der Gewalt.

"Die irakische Tragödie zeigt erneut, wie brutal die Menschenrechte verletzt werden, wenn es immer weniger Möglichkeiten gibt, die Schwachen vor den Starken zu schützen", sagte die von Präsident Wladimir Putin eingesetzte Kommissionsvorsitzende. Die Zahl der berichteten Opfer sei bereits erschreckend. "Man kann sich nur vorstellen, wie hoch das wahre Ausmaß ist."

Verteidigungsminister Sergej Iwanow bekräftigte unterdessen den Standpunkt Moskaus, dass der von Russland abgelehnte Krieg im Irak erst zu Terrorismus in dem Land geführt habe. In einem Interview des Fernsehsenders Rossija sagte er, während der Herrschaft des vor einem Jahr gestürzten Präsidenten Saddam Hussein habe man kein einziges Wort über Terroristen im Irak gehört. "Letztendlich hat Saddam Hussein (das Terrornetzwerk) Al Kaida gehasst und alles getan, dass nicht ein einziger Terrorist dieser Organisation den Irak betritt - und er war erfolgreich darin", sagte Iwanow. Heute sei der Irak "ein Magnet für internationale Terroristen aller Arten, die wie die Fliegen zum Honig fliegen und sich dort wohl fühlen". (APA)

Die russische Regierung hat zu einer Einstellung aller Kampfhandlungen im Irak aufgerufen. In einer am Freitag vom Außenministerium in Moskau veröffentlichten Erklärung hieß es, die Kämpfe müssten sofort aufhören, um eine drohende humanitäre Katastrophe in den irakischen Städten zu verhindern. Es dürfe zu keiner weiteren Eskalation kommen.

Russland hatte von Anfang an zusammen mit Frankreich und Deutschland zu den Kritikern des von den USA angeführten Irak-Krieges gehört. Für die Nachkriegszeit fordert Russland eine stärkere Beteiligung der Vereinten Nationen nach der für 30. Juni vorgesehenen Rückgabe der vollen Souveränität an den Irak. (APA/Reuters)