Wien - Der Leiter der evangelischen Diakonie, Michael
Chalupka, hat am Karfreitag der Darstellung widersprochen, dass es in
der Asylfrage eine Osterruhe gebe. Bestenfalls könne man von einer
"Grabesruhe" sprechen, sagte Chalupka. Er verwies
darauf, das über Ostern rund 700 Menschen auf der Straße stehen
würden. Jeden Tag kämen 20 bis 30 Asylwerber hinzu, die nicht betreut
würden.
Chalupka kritisierte, dass es bis jetzt keine Reaktion von
Innenminister Ernst Strasser (V) und von Bundeskanzler Wolfgang
Schüssel (V) auf den Brief der Caritas gebe. "Ich hoffe, Schüssel
heiligt den Feiertag und denkt nach", sagte der Diakonie-Direktor.
Und die einzige Reaktion Strassers sei seines Wissens nach ein Anruf
beim evangelischen Bischof Herwig Sturm gewesen. Gesprächstermin gebe
es aber noch keinen, bestätigte Chalupka.
Problem einfach zu lösen
Der Diakonie-Direktor kritisierte, das "die Verantwortung hin und
her geschoben" werde. Dabei wäre das Problem doch relativ einfach zu
lösen. Chalupka verwies darauf, dass in der Bosnien-Krise rund 30.000
Personen binnen weniger Tage und in der Kosovo-Krise 5.000 Menschen
an einem Wochenende untergebracht worden seien. "Der Innenminister
kann das Problem lösen, wenn er den politischen Willen dazu hat."
Der Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christentum und
Sozialdemokratie (ACUS), Richard Schadauer, warf Strasser in einer
Aussendung vor, dieser "missachtet sowohl die Verpflichtungen des
Verfassungsgerichtshofes wie auch der Europäischen Union, für eine
menschenwürdige Betreuung der AsylwerberInnen zu sorgen. Der
verantwortliche Bundeskanzler Schüssel schweigt wieder einmal. Es
muss aber sofort gehandelt werden." Die ACUS forderte Strasser auf,
dringend dafür zu sorgen, dass alle Flüchtlinge menschenwürdig
untergebracht werden können, und Gebäude des Bundes wie zum Beispiel
Bundesheerkasernen für Flüchtlinge zu öffnen. Weiteres ersuchte sie
alle Bürgermeister, in ihren Gemeinden Flüchtlinge aufzunehmen und
sich nicht "von der menschenverachtenden Hetze extrem rechter
Gruppen einschüchtern zu lassen". (APA)