Wien - Der Mordversuch an einem Taxilenker Mittwochnacht in Wien-Favoriten blieb Donnerstag vorerst rätselhaft. Die Polizei ging eher von einem missglückten Raubüberfall aus, einige Details könnten aber auch auf persönliche Motive für die Tat hindeuten. Das 57-jährige Opfer überlebte schwer verletzt.

Gegen 23.45 Uhr wurden Zeugen in der Pernerstorfergasse im Zentrum des zehnten Wiener Gemeindebezirks von einem Schuss aufgeschreckt. Sie beobachteten, wie ein korpulenter Mann mit dunklen Haaren und Oberlippenbart von einem Taxi zu einem schwarzen Pkw, in dem ein Fahrer wartete, hastete. Die Verdächtigen entkamen unerkannt.

Schuss aus nächster Nähe

In dem weißen Mercedes-Taxi lag das schwer verletzte Opfer: Dem nur wenige hundert Meter entfernt wohnenden Taxilenker Marian K. war aus nächster Nähe mit einer 9-Millimeter-Pistole in den Kopf geschossen worden. Der 57-Jährige konnte aber noch die Alarmanlage des Wagens aktivieren. Der Täter dürfte nach dem bisherigen Ermittlungsstand auf der Rückbank gesessen haben.

Raubüberfall oder persönliches Motiv

Für die Kriminalisten kommen zwei Möglichkeiten in Frage. Entweder hat sich im Zuge eines Raubüberfalls der Schuss versehentlich gelöst und der Täter geriet in Panik. Denn Beute machte er keine, in der Geldtasche des Opfers fanden sich 300 Euro.

Allerdings ist es unüblich, dass Überfälle auf Taxis so genau geplant werden, denn der Räuber muss Marian K. in die Straße gelockt haben, in der sein Komplize wartete. Ebenfalls unüblich für einen Raub scheint der Tatort mitten in dichtverbautem Gebiet. Die ersten Erhebungen im persönlichen Umfeld des Opfers haben aber keine möglichen Motive ans Licht gebracht.

Suche nach dem Täter Da das Taxi mit dem Kennzeichen W-3490 TX nicht mit Funk ausgestattet war, weiß die Polizei auch nicht, wo der mögliche Täter zugestiegen ist. Hinweise dazu nimmt die Gruppe Pripfl unter der Rufnummer (01) 313 10/361 50 entgegen. (Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe 9.4.2004)