Veronica Ferres und Tobias Moretti in "Die Rückkehr des Tanzlehrers".

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"Ein Film ist ein Film und ein Buch eben ein Buch", meint Autor Henning Mankell. Deshalb ist er mit der ORF-Verfilmung seines Romans "Die Rückkehr des Tanzlehrers" zufrieden. Obwohl er Krimis eigentlich lächerlich findet.

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Zwei bestialische Morde, die Polizei tappt im Dunkeln, eine gefährliche Blondine. Dazu Reibereien unter den Kommissaren und ein Ermittler, der sich heillos in das Geschehen verstrickt: All das sind zweifellos Elemente eines astreinen Krimis, all das ereignet sich in "Die Rückkehr des Tanzlehrers".

Henning Mankell, der schwedische Autor des der Geschichte zugrunde liegenden Buches, weigert sich dennoch, seine Romane als "Kriminalgeschichten" zu bezeichnen. "Ich arbeite in einer sehr alten literarischen Tradition", erklärt der Bestseller-autor im Gespräch mit dem STANDARD. "Schon in der Antike gab es Geschichten über Verbrechen. Aber diese Verbrechen waren immer auch Spiegel einer Gesellschaft. Ich würde mich niemals hinsetzen und einen Krimi um seiner selbst willen schreiben. Das hielte ich für lächerlich."

Obligater Sex

Die zweiteilige Verfilmung (Donnerstag und Freitag, jeweils 20.15, ORF 2) bedient sich freilich doch sehr viel mehr dem Krimigenre zuzurechnender Stilmittel, als das Mankell eigentlich lieb sein kann. Dass im Buch selbst der Vater von Ermittler Stefan Lindman (Tobias Moretti) zu Lebzeiten Nazi war, bleibt unter Urs Eggers Regie ausgespart. Zugunsten einer entbehrlichen Nebenhandlung, in der Lindmans Lebensgefährtin samt Kind in die Geschehnisse verwickelt wird. Und natürlich der obligaten Sexszene, in der Veronica Ferres und Tobias Moretti nicht unbedingt zu Höchstform auflaufen.

Möglicherweise sogar, um Längen und Wiederholungen des Buches zu straffen. Mankell stößt sich daran auch nicht: "Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Ein Film ist ein Film, ein Buch ist ein Buch. Ein Film erzählt auf völlig andere Weise."

Autobiografisches Ereignis

In einer Szene findet Lindman im Kleiderschrank der verdächtigen Elsa Berggren eine SS-Uniform: ein autobiografisches Ereignis, berichtet Mankell. "Es war in den 60er-Jahren. Ich war zu Gast bei einem Bekannten und suchte die Toilette auf. Ich öffnete die falsche Tür, nämlich zum Kleiderschrank, und da hing diese SS-Uniform. Der nette Dentist war eigentlich Deutscher, lebte in Schweden unter einem falschen Namen. Ich habe das nie vergessen, es war ein Schock."

Die Gefahr gehe nicht von Skinheads aus, vielmehr seien es die Unauffälligen, die Europa zerstören wollen, meint Mankell: "Ich benutze Schweden, um die europäische Gesellschaft zu zeigen." (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 8.4.2004)