Der Anteil illegal verwendeter Software im gewerblichen Bereich ist zwar von 47 Prozent im Jahr 1994 auf mittlerweile 30 Prozent gesunken, zufrieden damit zeigt sich die Business Software Alliance (BSA) aber nicht.

"Auch mit einer Piraterierate von 30 Prozent muss die österreichische Softwareindustrie jährliche Verluste von rund 65 Millionen Euro hinnehmen", erklärte Georg Herrnleben, Regional Manager der BSA Zentraleuropa, heute anlässlich eines Pressegesprächs in der Fernwärme Wien, bei dem Raubkopien medienwirksam vernichtet wurden.

Durch eine Senkung der Rate auf 20 Prozent könnten in der heimischen IT-Branche bis zum Jahr 2006 etwa 3.600 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden.

Aus diesem Grund startet die BSA nun einen Aufruf an die Unternehmer, ihren Betrieb im Zuge eines "Osterputzes" auf illegale Software zu überprüfen. Gerade im mittelständischen Bereich sei das Bewusstsein über das Sicherheitsrisiko durch Raubkopien noch immer gering.

Für die Unternehmer habe dies doppelt negative Auswirkungen: Sie würden nicht nur das volle Risiko potenzieller Schäden durch Viren und Würmer tragen, sondern könnten im "ungünstigsten Fall" auch zivilrechtlich belangt werden.

Einen Zusammenhang zwischen den Kosten für Softwarelizenzen und dem Grad der illegalen Vervielfältigung sieht Herrnleben nicht.

Im Jahr 2006 sollen laut BSA bereits 66 Prozent der Softwarekäufe online stattfinden. "Wie erfolgreich ist aber eine Tankstelle, die in einem Ölfeld sprudelnder Quellen steht", spielte Herrnleben auf das Herunterladen von Raubkopien aus dem Web an.

Pirateriebekämpfung und Urheberrechtsschutz würden daher das Internet als Wachstumsmarkt stärken. Peer-to-Peer-Netzwerke seien zwar die "Killer-Applikation" der vergangenen zwei Jahre, allerdings würden elf Prozent aller weltweit auftretenden Viren durch Downloads verbreitet.

Bei einer in Österreich und Deutschland durchgeführten Umfrage haben laut BSA 25 Prozent der befragten mittelständischen Unternehmen angegeben, nie die Software- und Lizenzsituation im Betrieb zu überprüfen. Weitere 31 Prozent würden dies einmal im Jahr oder seltener untersuchen.

"Zusammen sind das über 50 Prozent, die sich ernsthaften Gefahren aussetzen, ein alarmierendes Zeichen", strich Herrnleben hervor.

Aber auch gegen die Verbreitung von Raubkopien durch Privatpersonen geht die BSA, bei der im Jahresschnitt rund 300 Hinweise einlangen, vor.

So sei man beispielsweise auf eine Person aufmerksam geworden, die sich selbst als "den größten Raubkopierer Wiens" bezeichnet hat.

Nach einem Testkauf habe man einen Strafantrag eingebracht, bei der anschließenden Hausdurchsuchung sei die illegale Software beschlagnahmt worden, sagte der BSA-Rechtsexperte Guido Kucsko von Schönherr Rechtsanwälte. Da sich der Beschuldigte nicht kooperativ zeigte, sei eine Privatanklage eingebracht worden, die zu einer Freiheitsstrafe von vier Monaten auf Bewährung und zum Ersatz der Kosten des Verfahrens geführt habe.

Mitglieder der 1988 gegründeten BSA sind unter anderem Microsoft, HP, IBM und Intel. (APA)