Der Mitarbeiter des Russischen Instituts für Studien über die USA und Kanada beteuerte, nur Informationen aus öffentlich zugänglichen Quellen verwendet zu haben. "Mich trifft nur die Schuld, dass ich mit Ausländern gesprochen habe", sagte Sutjagin nach der Verkündung des Urteils. Der Inlandsgeheimdienst FSB hatte dem Wissenschaftler zur Last gelegt, Informationen über die russische Raketenabwehr sowie über die modernsten Atom-U-Boote an eine britische Agentur mit Kontakten zum US-Geheimdienst übergeben zu haben. Sutjagin war im Oktober 1999 festgenommen worden.
Hartes Urteil
Das Sutjagin-Urteil ist das härteste in einer Reihe von Spionage-Verfahren gegen russische Wissenschaftler in den vergangenen Jahren. Kritiker warfen der Justiz in der Vergangenheit vor, mit einem veralteten Verständnis von Staatsgeheimnissen Recht zu sprechen, ohne moderne Verbreitungsmöglichkeiten von Informationen wie das Internet ausreichend in Betracht zu ziehen.
Verteidigung will notfalls bis zum EuGH ziehen
"Das einzige, was ich mir zu Schulden habe kommen lassen, ist, dass ich Kontakt zu Ausländern hatte", sagte Igor Sutjagin nach der Urteilsverkündung in der russischen Hauptstadt Moskau am Mittwoch, wie die Nachrichtenagentur RIA-Nowosti meldete. Sutjagins Anwalt Boris Kusnezow kündigte Berufung gegen die Entscheidung an. Sollte dies scheitern, werde die Verteidigung vor den Europäischen Gerichtshof in Straßburg ziehen.
"Schockzustand"
Sutjagins Anwältin Anna Stawizkaja sagte, ihr Mandant befinde sich in einem "Schockzustand". Sutjagin habe "über vier Jahre lang gehofft, dass die Geschworenen den Fall verstehen werden". Die russische Staatsanwaltschaft hatte am Dienstag 17 Jahre Haft für den Waffenexperten gefordert, nachdem die Geschworenen ihn am Vortag einstimmig für schuldig befunden hatten. Das US-Außenamt kritisierte den Prozessverlauf am Dienstag: Sutjagin habe kein "durchsichtiges und ordentliches Verfahren" gehabt.