Das Bedauern der internationalen Gemeinschaft komme zehn Jahre zu spät, während der Genozid im Westsudan seinen Höhepunkt erreiche, erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch. "Wieder werden (in der sudanesischen Darfour-Region) vor aller Augen ungeheuerliche Verbrechen verübt, gegen die sich nur wenige Menschenrechtler und Journalisten engagieren", erklärte GfbV-Präsident Tilmann Zülch. Auch dort könnte es wie in Ruanda zur schlimmsten Katastrophe kommen: "Eine Million Menschen drohen zu verhungern, weil die sudanesische Regierung humanitäres Völkerrecht missachtet und Hunger als Waffe einsetzt. Hunderttausende sind auf der Flucht." (APA/dpa/sda/AFP)
Ruanda
Annan präsentiert Aktionsplan gegen Völkermord
Fünf Punkte-Programm soll Gefahr eines Genozids bannen
Genf - Bei einer Gedenkfeier zu Ehren der Opfer
des Völkermords in Ruanda vor zehn Jahren hat UNO-Generalsekretär
Kofi Annan am Mittwoch einen Aktionsplan zur Verhinderung ähnlicher
Massaker vorgelegt. In einer Sondersitzung der
UNO-Menschenrechtskommission in Genf sagte Annan nach einer
Schweigeminute zum Gedenken an die Opfer: "Wir dürfen nie vergessen,
dass wir alle gemeinsam dabei versagt haben, die mindestens 800.000
wehrlosen Männer, Frauen und Kinder zu schützen, die vor zehn Jahren
in Ruanda umgekommen sind." Er hoffe, seinem Nachfolger eine
Organisation übergeben zu können, die besser gegen die Gefahr von
Völkermord gerüstet sei. Die Gefahr eines Genozids bleibe
erschreckend real.
Fünf Punkte
Annans Aktionsplan umfasst fünf Punkte. Dazu zählen die Prävention
von Konflikten, der Schutz von Zivilpersonen in bewaffneten
Konflikten, Maßnahmen, um der Straffreiheit für Täter ein Ende zu
setzen, die Schaffung eines Frühwarnsystems sowie ein schnelles und
entschiedens Eingreifen.
Erklärung von Prodi
EU-Kommissionspräsident Romano Prodi veröffentlichte am Mittwoch
eine Erklärung, in der es unter anderem heißt: "Nach der Shoah muss
uns all das darin bestärken, dass wir wachsam sein und Grundwerte wie
Menschenrechte, Toleranz, Freiheit und Minderheitenschutz, Bekämpfung
sämtlicher Formen von Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus
verteidigen müssen. Diese Grundwerte sind in unserer
Grundrechtscharta festgeschrieben und werden bald auch in unserer
Verfassung verankert sein." Es sei "unbestreitbar, dass Krieg, Elend,
schlechte Staatsführung und Unterentwicklung dazu geführt haben, dass
sich Rassenhass in Völkermord verwandelte. Wir dürfen nicht zulassen,
dass sich so etwas wiederholt."
Genozid im Westsudan