Es wär' dies natürlich alles nur hohle Pose, würde sich dieser Ansatz nicht auch im klanglichen Ergebnis materialisieren. Nun, man konnte Rattle beim Ton nehmen: Ravels zweite Suite Daphne et Chloé wurde im Großen Festspielhaus zum Demonstrationsstück gemeinsamen Atmens, man hatte mitunter den Eindruck, nur einem Instrument zuzuhören.
Rattle ist der hypersensible, agile Gestalter voller Innenspannung. Ein Detailverliebter, der sich mitunter auch im Detail verliert. Nicht hier: Der große Bogen stimmt, die dreiteilige impressionistische Schönheit schwebt oder stampft mit Eleganz und Virtuosität, der Sound ist nie pauschal. Jede Klangregung ist zu vernehmen, passagenweise ist der Ansatz der Streicher so sanft, als würden die Saiten von einem Windhauch zum Schwingen gebracht werden. Ungemein differenziert auch die kollektive Arbeit an der Dynamik, geschmeidig und logisch die Crescendo-Decrescendo-Spiele.
Hier hätte das Konzert durchaus schon enden können. Mehr ging nicht. Immerhin: Poulencs eklektischem Konzert für zwei Klaviere folgte die Demonstration kultivierter Duo-Partnerschaft von Katia und Marielle Lab`eque. Bevor Debussys La Mer das Ereignishafte des Anfangs in den Schuss hinüberrettete.