Rund alle 30 Sekunden stirbt irgendwo auf der Welt ein Mensch im Straßenverkehr. Jährlich 1,2 Millionen Verkehrstote und 20 bis 50 Millionen Schwerverletzte lautet die erschreckende Bilanz der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Unter dem Motto "Sicher fahren - gesund ankommen" hat sie den Weltgesundheitstag morgen, Mittwoch, der Verkehrssicherheit gewidmet. WHO-Generaldirektor Jong Wook Lee warnt vor einem alarmierenden Trend: "Wenn sich nichts ändert, wird die Zahl der Verkehrstoten bis 2020 um über 60 Prozent zunehmen."

Denn während in den Industrieländern die Zahl der tödlich verunglückten Verkehrsteilnehmer seit 1975 kontinuierlich um bis zu zwei Drittel gesunken ist, steigt diese Zahl etwa in Asien zum Teil drastisch. So wuchs die Zahl der tödlichen Unfälle in China in dieser Zeit um fast 250 Prozent. Mit 90 Prozent aller Verkehrsunfälle sind die ärmeren Länder die Hauptleittragenden.

Drei Mal so viele Männer als Frauen sterben

Fast drei Mal so viele Männer wie Frauen verlieren ihr Leben auf den Straßen der Welt. Mehr als die Hälfte der Opfer sind zwischen 15 und 44 Jahre alt. Selbst wenn ein Unfall nicht tödlich endet, tragen viele Opfer bleibende Behinderungen davon. "Neben dem tiefen Leid, das diese Unfälle verursachen, verlieren Familien oftmals einen Ernährer", mahnt UNO-Generalsekretär Kofi Annan. "Wohl und Sicherheit gehen verloren." Außer psychologischen und physischen Belastungen führen Kosten für Pflege und Rehabilitation Familien, Angehörige und Partner nicht selten in Armut.

Die jährlichen Kosten für Verkehrsverletzte belaufen sich weltweit auf 518 Milliarden Dollar (425 Milliarden Euro). Für die einzelnen Staaten bedeutet dies rund zwei Prozent des Bruttosozialprodukts. Der Anteil der ertragsschwachen Länder liegt bei 65 Milliarden Dollar (53 Milliarden Euro) - mehr, als sie an Entwicklungshilfe erhalten.

Motorisierte Zweiräder am gefährlichsten

Als gefährlichste Verkehrsmittel gelten motorisierte Zweiräder. Das Risiko, im Straßenverkehr mit dem Motorrad tödlich zu verunglücken ist pro gefahrenem Kilometer zwanzig Mal höher als in einem Auto. Nicht viel weniger gefährdet sind Fußgänger und Radfahrer, ihr Risiko liegt acht bis neun Mal höher als bei Autofahrern.

Frankreich mit Paris als Austräger des diesjährigen Weltgesundheitstages, hat dagegen in den vergangenen Jahren einen enormen Rückgang an Verkehrstoten verzeichnen können. Höher gesteckte Sicherheitsziele und Verkehrsstandards halbierten die Zahl der Verkehrstoten seit 1997. Frankreichs Präsident Jacques Chirac sieht trotz der Erfolge die globalen Verkehrssicherheitsbemühungen noch am Anfang: "Großes menschliches Potenzial wird täglich durch Unfälle im Straßenverkehr zerstört. Zusammen müssen wir den Kampf um dieses Leben gewinnen." (APA/dpa)