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Begegnung mit Asimo

Foto: Reuters/Kato
Wien - Asimo ist 52 Kilo schwer, 120 Zentimeter groß und soll einmal einfache Rezeptionsarbeit übernehmen können. Asimo ist nur ein Beispiel für humanoide Roboter, von denen in den vergangenen Jahren immer mehr Prototypen ihre angenehmen, derzeit aber noch teuren Dienste anbieten. "Wir rechnen damit, dass 2015 in zehn Prozent der US-amerikanischen Haushalte ein Roboter im Einsatz sein wird", erklärte Robotertechniker Man-Wook Han beim "Ernst-Mach-Forum" an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

"Sensible Maschinen" wurden diskutiert - nicht nur Roboter, sondern vor allem der menschliche Körper, dessen Bedeutung sich historisch wandelt, durch moderne Medizin und Biotechnologie gerade wieder neu formiert wird.

Der Schweizer Historiker Philipp Sarasin wies darauf hin, dass die Auffassung vom Körper als Maschine bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Damals nahm man an, dass der Körper allein durch Reizbarkeit der Muskelfasern und Sensibilität der Nerven funktioniere. Geist oder Seele spielten ebenso wenig eine Rolle wie technische Hilfsmittel. Schon einfachste Modifikationen wie eine Brille hätten den Körper in seiner selbstständigen Funktionsfähigkeit verändert - von den modernen Möglichkeiten der Transplantationsmedizin und Neurobiologie ganz zu schweigen. Deshalb werde es auch immer schwieriger, "eine klare Grenze zwischen Körper und Technik zu ziehen".

Körper seien "Maschinen in Netzwerken", durch die sie permanent verändert würden, behauptete Sarasin. "Die sich ständig aber auch selbst manipulieren", warf die Köl- ner Kommunikationswissenschafterin Marie-Luise Angerer ein und verwies auf die geschätzten 40.000 Schönheitsoperationen pro Jahr allein in Österreich. Hier zeige sich die Kluft zwischen dem Selbst-und dem Fremdbild vom Körper, sagte Angerer: "Was wir selbst als hässlich empfinden, nehmen andere gar nicht wahr. Und trotzdem konstruieren wir uns - unterstützt durch die Medien - ein Idealbild, dem wir mit immer neuen technischen Möglichkeiten hinterherlaufen."

Wird der Mensch also zur Maschine mit inkludiertem Ersatzteillager? Hildegunde Piza, Innsbrucker Transplantationsmedizinerin, verneinte. Ärzte müssten angesichts der technischen Möglichkeiten einen kühlen Kopf bewahren und die Lebensqualität der Patienten im Auge behalten.

Aber könnten Menschen nicht irgendwann auf Transplantate verzichten, wenn Maschinen bestimmte Körperfunktionen übernehmen? "Nein", meinte Piza, "niemals, denn letztlich muss ich meine Teile noch immer spüren, um mich komplett zu fühlen." (ez/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6. 4. 2004)