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Fast eine Million Flaschen Beaujolais Nouveau werden jährlich in Japan abgesetzt.

EPA/Yoshikazu Tsuno
Tokio - Der Besuch eines Supermarktes der französischen Carrefour-Kette in Tokio birgt einige Überraschungen: Bordeaux-Jahrgänge zurück bis in das Jahr 1900 - so manche Flasche kostet mehr als 5000 Euro. Cognac, der zur Zeit Napoleons abgefüllt wurde. Champagner und Kaviar, spanischer Rohschinken, 100 Gramm um 44 Euro, und andere Waren, die sich in keinem europäischen oder amerikanischen Supermarkt je rechnen würden.

"Im Gegensatz zu Europa ist hier die Nachfrage nach wirklich hochqualitativen Waren sehr, sehr hoch und fast unabhängig von der Wirtschaftslage", erklärt Laurent Levan, Manager bei Carrefour Japan.

Luxusartikelhersteller wie Louis Vuitton erwirtschaften in Japan mehr als die Hälfte ihrer weltweiten Umsätze. Jeder sechste Japaner hat bereits ein Produkt von Louis Vuitton. Es sind aber nicht nur die Reichen, die kaufen. Auch der durchschnittliche Haushalt kauft die Luxusmarken.

Mehr Reserven und mehr Ausgaben

Der japanische Haushalt gibt um 32 Prozent mehr aus als ein EU-Haushalt. Und mit durchschnittlich über 200.000 Euro an Ersparnissen liegen die Haushaltsreserven im Schnitt um 75 Prozent über EU-Niveau.

Dass sich die Japaner auch in schlechteren Zeiten keine Zurückhaltung mehr auferlegen, zeigt die Sparquote: Sie sank von über zehn Prozent in den 80er-Jahren auf 5,8 Prozent, während sie in Europa bei rund zehn Prozent liegt und tendenziell eher steigt.

Vor allem die Generation der über 60-Jährigen, die schnell wächst, spielt im Bereich des privaten Konsums eine immer größere Rolle, da sie ein völlig anderes Konsumverhalten zeigt als frühere Generationen - Luxus ist auch hier das große Thema.

Im Schnitt werden die Japaner um fast zehn Jahre älter als die Europäer. Und alles, was "die Alten" betrifft, gilt als Boombranche. (DER STANDARD Printausgabe, 05.04.2004, Michael Moravec)