Die Malaise der steirischen ÖVP in der Estag-Affäre nahm ihren Lauf, als Landesrat und Parteiquerkopf Gerhard Hirschmann in das Landesenergieunternehmen Energie Steiermark AG wechselte.

Der eigentliche und monatelang hochgekochte Skandal ist bis heute schwer festmachbar. Landeschefin Waltraud Klasnic sagte vor dem U-Ausschuss im Mai 2003, als Hirschmann schon in der Estag saß, er habe ihr gegenüber den Eindruck erweckt, rundum zufrieden zu sein. Er hatte ja zuvor alles akzeptiert, auch das hohe Vorstandsgehalt.

Ab dem Frühsommer startete Hirschmann in lokalen Medien eine Kampagne gegen sein Unternehmen: Zu hohe Gehälter, falsche Firmenpolitik, Freunderlwirtschaft. Der Rechnungshof unterstrich großteils die Kritik. Hirschmann überwarf sich mit seinen zwei Vorstandskollegen so sehr, dass das Unternehmen führungsunfähig wurde. Der neue Aufsichtsratspräsident Johannes Ditz feuerte alle drei Vorstände.

Nun machten Hirschmann und Freunde mobil: Auch der politisch Hauptverantwortliche, Jugendfreund Herbert Paierl, müsse gehen. Klasnic hielt anfangs Stand, "erlag" aber dem Druck und trennte sich von Paierl. Als Nachfolger ist Wirtschaftsbunddirektor Thomas Spann im Gespräch. Nicht ausgeschlossen wird eine Rückkehr von VP-Generalsekretär Reinhold Lopatka. Sogar ein Aufrücken von Klasnics engstem Mitarbeiter, Bundesrat Herwig Hösele, steht im Raum.

Wirtschaftsminister Martin Bartenstein, dem immer wieder Lust auf eine Heimkehr an die Parteispitze nachgesagt wird, bedauert Paierls Rücktritt. Er glaubt nicht an nachhaltgen Schaden für die VP. (DER STANDARD Printausgabe, 05.04.2004 mue)