Wien - "Das Ergebnis einer unendlichen Geschichte." Zehn Jahre für die Instandsetzung einer Ruine, auf dass sie wieder eine ordentliche Ruine werde - das ist schon eine kleine Ewigkeit, wie der Schönbrunner-Schloss-Geschäftsführer Wolfgang Kippes nur allzu gut weiß.
Teil der Inszenierung eines Barockgartens
Das Herrichten der malerischen Trümmer war mit einer Investitionssumme von 4,7 Millionen Euro auch das bisher kostenintensivste Sanierungsprojekt von Schönbrunn. "Und das ist absolut gerechtfertigt", wie Eva-Maria Höhle, Generalkonservatorin im Bundesdenkmalamt, mit Vehemenz betont. Schließlich sei diese "Römische Ruine", die ab 1778 ursprünglich als "Ruine von Karthago" errichtet wurde, "Teil der Inszenierung eines Barockgartens und gleichzeitig eine Verknüpfung zur beginnenden Epoche der englischen Gärten", erläutert Höhle. "Sie zählt zu den bedeutendsten Bauwerken dieser Art in Europa."
Kaiserin Maria Theresia hatte diese Ruine als Sinnbild für den Sieg der Römer über ihren mächtigsten Feind in Auftrag gegeben, sahen sich die Habsburger doch als direkte Nachfahren der römischen Kaiser. Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg setzte diese Gartenkulisse absolutistischer Herrscher-Ideologie dann um.
Historischer Irrtum
Seit rund einem Jahrhundert wurde allerdings der Begriff "Ruine" allzu wörtlich genommen - nicht ein Groschen wurde in die Erhaltung investiert. "Das ist wohl zum Teil auch als historischer Irrtum zu verstehen", meint Kippes. Als Anfang der 90er-Jahre mit der Instandsetzung begonnen wurde, zeigte sich erst, dass es fast schon zu spät war: Hang und Wasser drückten, Pflanzen hatten ihre Wurzeln bis tief ins Gemäuer geschlagen - die Seitentrakte waren akut einsturzgefährdet.
Daher gestalteten sich die Arbeiten als besonders langwierig, aufwändig und teuer. "Von den Rosetten im Mittelbogen war nur noch eine einzige halbwegs erhalten, die als Vorlage für Nachbauten dienen konnte", berichtet Höhle.
Aquarell der Ruine als Sanierungs-Vorbild