Wien - Die Bau Holding Strabag-Österreich will die mittelständische Baufirma Mischek, einen auf die Errichtung von Fertigteil-Wohnhäusern spezialisierten Betrieb, übernehmen. Sofern die Kartellbehörden zustimmen, wird die Strabag zunächst mit 51 Prozent einsteigen und dann schrittweise auf bis zu 100 Prozent erhöhen, sagte Strabag-Vorstand Wolfgang Merkinger am Donnerstag zur APA. Die Marke Mischek soll erhalten bleiben.

Der geplante Deal wird wahrscheinlich schon morgen, Freitag, dem Kartellgericht angezeigt werden, kündigte Mischek-Ausichtsratschef Franz Zwickl an. Die Verhandlungen zwischen Mischek und Strabag würden ernsthaft geführt, bis spätestens Herbst rechnet mit dem Grünen Licht durch die Wettbewerbshüter. Für Mischek sei es darum gegangen, "mittelfristig einen passenden strategischen Partner zu finden", sagte Zwickl. Für die Auslastung des Fertigteilbauwerks in Gerasdorf aber auch die Finanzierung des Bauträgergeschäfts sei die Strabag ein "kongenialer Partner".

Interessante Ergänzung

Für den Hochbaubereich seines Unternehmens wäre insbesondere der Fertigteilsystembau Mischeks eine interessante Ergänzung, meinte Merkinger. Die Strabag hat kein Fertigteilwerk in Österreich. Der Konzern könnte damit "seine Wohnbauaktivitäten ergänzen, ohne neue Kapazitäten am Markt zu schaffen". Ein wettbewerbsrechtliches Problem sieht Merkinger im Strabag-Einstieg nicht: Mischek sei in einem Segment vertreten, in dem die Strabag noch nicht tätig sei.

Eigentümer der in Ostösterreich tätigen Mischek Bau AG ist eine Privatstiftung der Familie Mischek. Die AG beschäftigt rund 300 Mitarbeiter und hat zuletzt eine Bauleistung von etwa 120 Mio. Euro ausgewiesen. Ein angepeilter Kaufpreis für den Mehrheitsanteil wurde nicht genannt.

Einstieg nur in operatives Mischek-Geschäft

Vorgesehen ist eine Beteiligung der Strabag am operativen Baugeschäft der Gruppe, nicht dazu gehörende Unternehmensteile sollen vorher abgespalten werden, sagte Zwickl. Der Einstieg werde sich "günstig für den gesamten Baumarkt" auswirken, weil damit die Position der Fertigteil-Systembauweise abgesichert werde.

Eine Kapitalerhöhung bei Mischek in Zusammenhang mit dem Einstieg sei nicht geplant, für die weitere Zukunft aber auch nicht auszuschließen, sagte Merkinger. Die Bauleistung von Mischek solle relativ rasch von derzeit etwa 120 auf 140 Mio. Euro gesteigert werden. Das geplante 51-Prozent-Engagement ziele auf eine gänzliche Übernahme ab: "Unser Ziel sind 100 Prozent, wann das erreicht wird, ist zweitrangig."

800 Wohnungen in Fertigbauweise

Mischek errichtet jährlich etwa 800 Wohnungen in Fertigteilbauweise, von denen ein Teil über die eigenen Bauträgergesellschaften vermarktet wird, der Rest wird für Dritte gebaut oder in Arbeitsgemeinschaften abgewickelt. Die Wohnbaukrise und der Sparkurs der öffentlichen Hände hatte das 1947 gegründete Wiener Unternehmen 2001/02 tief in die roten Zahlen geführt, der Jahresfehlbetrag belief sich damals auf mehr als 20 Mio. Euro. Seither wird an Rationalisierungen gearbeitet. Mit dem Konsolidierungskurs war ein deutlicher Personalabbau verbunden.

Der präsumptive Käufer Strabag Bau Holding ist mit einer Bauleistung von konzernweit etwa 6 Mrd. Euro und 33.000 Mitarbeitern der bei weitem größte Baukonzern des Landes. In Österreich setzte die Strabag mit etwa 8.000 Beschäftigten zuletzt etwa 1,5 Mrd. Euro um. (APA)