Athen/Istanbul/Genf - Die griechische Presse hat am Donnerstag verhalten auf den Ausgang der Zypern-Verhandlungen im schweizerischen Bürgenstock reagiert. Triumphale Siegesmeldungen waren auch in türkischen Blättern nicht zu lesen. "Die Stunde der Wahrheit hat geschlagen", meinte die konservative Athener Zeitung "Apogevmatini". Die griechischen Zyprioten stünden vor einem "schmerzhaften Ja" und einem "gefährlichen Nein". Bei einem Ja würden praktisch die Realitäten nach der türkischen Militärintervention und die Teilung der Insel anerkannt. Bei einem "Nein" würde die internationale Gemeinschaft die griechische Seite Zyperns "in alle Ewigkeit" verurteilen.

"Jetzt hat das Volk das Wort"

Mit Schlagzeilen wie "Die Türkei ist zufrieden" oder "Jetzt hat das Volk das Wort" reagierte die türkische Presse auf das Ergebnis. Erstmals in den 30 Jahren der Zypern-Verhandlungen seien Ankara und die türkischen Zyprioten als diejenigen vom Verhandlungstisch aufgestanden, die eine Lösung wollen, schrieb das Blatt "Hürriyet". Der positiven Haltung der Türkei stellte die Zeitung "Milliyet" die ablehnende Einstellung der griechischen Seite gegenüber. "Die Welt ist Zeuge geworden: Die Zypern-Griechen wollen die Insel nicht teilen." Ihre Unnachgiebigkeit habe dazu geführt, dass die Verhandlungen ohne Unterschrift zu Ende gegangen seien, schrieb die Zeitung.

Schweizer "Tages-Anzeiger":

Der "Tages-Anzeiger" aus Zürich meinte zu dem selben Thema: "Die Experten der Uno und der EU mussten hier nicht nur gegenüber den Parteien, sondern auch untereinander Interpretationshilfe leisten. Eben darin wurden die Bürgenstock-Gespräche zum Lehrstück. Sie führten vor, dass Verständigung schmerzhafte Kompromisse voraussetzt - und dass die Stärke des einen sich am Umgang mit der Schwäche des andern misst. Kofi Annan offeriert den Zyprioten, sich mit dem Einigungsplan auf einen solchen Lernprozess einzulassen. Die Stimmberechtigten der Insel werden diese Chance am 24. April hoffentlich beim Schopf packen." (APA/dpa)