Graz - Was tun Sie eigentlich, Frau Völckers? Das werde sie, die künstlerische Direktorin der deutschen Kulturstiftung, oft gefragt. In Graz, beim "Kunsthaus-Jour-fixe" des Joanneum-Chefs Peter Pakesch und des STANDARD antwortete sie mit einer lapidaren Zahl: "Wir haben in einem Jahr 600 Projekte auf den Weg gebracht." Mit einem Budget von 38 Millionen Euro sei die Stiftung in Halle/Saale eine enorme Stütze des Kulturlebens geworden. Überall werde gekürzt und gespart.

Völckers, die von 1998 bis 2002 Mitglied des Direktoriums der Wiener Festwochen war, lobte in den politischen Entscheidungsgremien "ein Klima und eine Kultur, die die Autonomie der Kunst ermöglicht". Sie habe auch in Wien keine Interventionen erlebt und sei deshalb "wahrscheinlich ein Glückskind". Aber ihre momentane Kulturarbeit greife weit über Deutschland hinaus. Es gebe Projekte für Südosteuropa genauso wie eines über internationale Urbanistik: Wie kam es zu "Schrumpfstädten" - Beispiel Detroit, Beispiel Manchester? Beide haben am Ende des vergangenen Jahrhunderts zwischen 30 und 50 Prozent ihrer Bevölkerung verloren.

Da Kulturpolitik auch etwas mit Qualitätssicherung zu tun habe, kümmere sich ihre Stiftung sogar um die Medien, sagte Völckers. Eben habe man begonnen, engagierte Radiosender zu fördern. Tatsächlich hat die Privatisierung auf diesem Sektor zur Verflachung geführt. Radio ist über weite Strecken ein Instrument der Musikindustrie. (red / DER STANDARD, Printausgabe, 1.4.2004)