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Präsident des Kontrollgremiums wird der Wienerberger-Chef Wolfgang Reithofer. Auch Niki Lauda zieht ein.

Fotos: EPAScheidemann Reuters/Prammer
Wien - Vizekanzler Hubert Gorbach hat am Mittwoch den ersten Schritt zur Umsetzung der ÖBB-Reform gesetzt und den Aufsichtsrat der neuen ÖBB-Holding bestellt. Präsident wird, wie erwartet, Wienerberger-Chef Wolfgang Reithofer, bisher Vizeaufsichtsratschef der in elf Gesellschaften zu teilenden alten ÖBB.

Liste mit Überraschungen

Die am Mittwoch vom Ministerium veröffentlichte Liste des von zwölf auf zehn Mandate verkleinerten Gremiums enthält Überraschungen: Erstens ist die Republik Österreich als Bahneigentümer künftig nicht präsent. Zweitens wird neben dem ehemaligen Lauda-Air-Vorstand Ferdinand Schmidt nun auch Ex-und Neo-Airliner Niki Lauda für die ÖBB tätig. Den Eisenbahnern auf die Finger schauen werden weiters: Siegfried Dillersberger (ehemals dritter Nationalratspräsident für die Freiheitlichen), Fredmund Malik vom Managementzentrum St. Gallen, Bank-Austria-Creditanstalt-Vorstand Regina Prehofer, Rudolf Fischer (Vorstand Telekom Austria), Kari Kapsch (Kapsch AG), der Vorarlberger Fruchtsaftproduzent Franz Rauch (war bis vor einem Jahr im ÖIAG-Aufsichtsrat) und Reinhard Iro von der Treibacher Industrie AG in Kärnten. Stabiles Element neben Reithofer ist Hermann Egger vom Kärntner Energieversorger Kelag.

"Nicht nur Stimmvieh"

Die konstituierende Sitzung des Aufsichtsrates ist in der zweiten Aprilhälfte geplant, die erste "große Tat" wird die Bestellung des Holding-Vorstands sein, dem ÖBB-Chef Rüdiger vorm Walde und Finanzchef Erich Söllinger sowie HL-AG-Vorstand Josef Moser angehören dürften. Reithofer versicherte am Mittwoch, dabei sicher "nicht nur Stimmvieh" sein zu wollen.

Dass der Aufsichtsrat um zwei Monate zu spät bestellt wurde und man damit bei der Bestellung diverser Vorstände in Verzug geriet, lässt Gorbach nicht gelten.

Ringen um Köpfe

Die Verzögerung sei in der großen Zahl an Interessenten - angeblich rund hundert - begründet, sie erfolge "fristgerecht". Hintergrund ist freilich, dass sich die Koalition auf die Köpfe nicht einigen konnte - nun sei das Personalpaket aber geschnürt.

Die von der Opposition als "Freunderlwirtschaft" verteufelte Aufsichtsratsbesetzung ist für Gorbach "eine Mischung aus Wirtschaft, Finanz, Unternehmensberatern, Juristen und erfolgreichen Unternehmern" mit "Erfahrungen in Konzernführung, Verkehrswesen und Logistik".

Leer ausgegangen sind Ex-OMV-Chef Richard Schenz, der bei der FPÖ aber nicht durchzubringen war, und Gorbachs Kabinettschef Christian Ebner, den Reithofer "erledigt" haben soll. (DER STANDARD Printausgabe, 1.4.2004, APA, ung)