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Polizist Rene Michaux: "Wenn ich den Käfig im Dezember 1995 gefunden hätte, dann hätte es wahrscheinlich keine weiteren Opfer gegeben."

Foto: APA/ Michel Krakowski

Arlon/Brüssel - Das Kellerverlies des mutmaßlichen Mädchenmörders Marc Dutroux war nach Expertenmeinung hervorragend getarnt. Nur Fachleute hätten es entdecken können, sagte die Architektur-Gutachterin Monique Novis am Mittwoch vor dem Schwurgericht von Arlon. Dort sind der vorbestrafte Vergewaltiger Dutroux und drei mutmaßliche Komplizen wegen der Entführung von sechs Mädchen angeklagt. Vier Kinder wurden in dem engen Verlies gefangen gehalten. Vier der sechs Entführten starben in der Gefangenschaft.

Wenig frische Luft

Die Expertin beschrieb menschenunwürdige Lebensverhältnisse in dem nur 3,64 Quadratmeter großen und maximal 1,61 Meter hohen Verlies: Die darin eingeschlossenen Mädchen hatten wenig frische Luft, kein Tageslicht, wenig oder keine Heizung, Probleme mit Kondenswasser und keinerlei Verbindung zur Außenwelt. Sie saßen hinter einer 200 Kilo schweren Betontür, die nur ein kräftiger Mensch von innen öffnen konnte. Richter, Geschworene, Anwälte und Reporter sollen den Keller nach Justizangaben voraussichtlich am 23. April besichtigen.

Kinderstimmen

Ein Fahnder der Polizei hatte zuvor ausgesagt, er habe im Keller zwar Kinderstimmen gehört. Das Versteck habe er jedoch nicht entdeckt. Der Vater einer gestorbenen Achtjährigen sagte an die Adresse des Polizisten: "Wenn Sie den Käfig gefunden hätten, wäre meine Tochter noch am Leben." Der Polizist Rene Michaux räumte das Versagen ein: "Wenn ich den Käfig im Dezember 1995 gefunden hätte, dann hätte es wahrscheinlich keine weiteren Opfer gegeben. Wahrscheinlich hätte es überhaupt keine Opfer gegeben."

Beweismaterialien verschwunden

Die Anwälte eines befreiten Mädchens erklärten unterdessen, die Gendarmerie habe beschlagnahmte Videobänder aus dem Dutroux-Haus spurlos verschwinden lassen. Ähnlich äußerte sich Staatsanwalt Michel Bourlet: "Wenn ich frage, was auf den Kassetten zu sehen war, fühlen sich manche Leute gestört." Der Fahnder Michaux hatte im Dezember 1995 rund 80 Videobänder sichergestellt. Sie wurden Dutroux vier Monate später zurückgegeben. Erst nach einer erneuten Beschlagnahme fand die Polizei darauf Vergewaltigungsszenen. (APA/dpa)