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Eine Infrastruktur, wie man sie sich nur wünschen kann, und dann vor allem die geografische Nähe zum osteuropäischen Raum: Die großen IT-Multis wie IBM oder SAP zählen schon seit Jahren bei jeder Gelegenheit gerne Gründe auf, warum sie Österreich als Zentrum ihrer zentral- und osteuropäischen Aktivitäten gewählt haben.

Standortvorteil

Aber auch größere österreichische Informationstechnologie- und Kommunikationsunternehmen haben längst erkannt, dass sie im Ringen um die Ostmärkte einen nicht zu unterschätzenden Standortvorteil haben - ihre Berichte vom auch nicht mehr ganz neuen Markt fallen aber bei weitem weniger positiv aus als die der internationalen Konzerne von Österreich als Zentrum der Osteuropaaktivitäten: Telekom Austria zum Beispiel verfügt schon seit Juli 2001 über einen Glasfaserring von Wien nach Brünn, Prag und Frankfurt sowie retour über München und Salzburg nach Wien. Nun betreibt der ehemalige Monopolist auch im südosteuropäischen Raum einen eigenen Glasfaserring in die Slowakei, nach Ungarn sowie nach Italien und Slowenien. "Schon lange vor der nun bevorstehenden Erweiterung der EU wurde mit dem Bau dieses Jet2Web Streams begonnen. Durch die immer enger werdenden wirtschaftlichen Verflechtungen innerhalb Europas steigt nämlich auch der Kommunikationsbedarf - seien es Sprach- oder Datendienste", sagt Josef Trimmel von Telekom Austria, der die Chance des Streams eigentlich auch in den knappen öffentlichen Investitionen des früheren Osteuropa in IT- und Kommunikationsinfrastrukturen sieht.

Erdefunkstelle Aflenz

Telekom Austria verfüge mit der Erdefunkstelle Aflenz in der Steiermark auch über die Möglichkeit, Internet- und Sprachdienste über Satelliten bereitzustellen. Diese Art der Anbindung werde vor allem dort in Anspruch genommen, wo es überhaupt keine oder keine ausreichend breitbandigen terrestrischen (erdgebundenen) Verbindungen gebe.

Ein zweiter österreichischer Player im osteuropäischen IT-und Telekommunikationsgeschäft ist Kapsch, der in den EU-Beitrittsländern Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien aktiv ist. "Wir statten Netzbetreiber mit wesentlichen Systemteilen für Fest- und Mobilnetz aus, errichten Telefonanlagen, Netze und auch drahtlose Netze für Hotels, Behörden oder größere Industrieunternehmen", sagt Georg Kapsch.

Public-Private-Partnership-Modellen

Der Unternehmenschef glaubt, dass die nötigen Investitionen im Bereich der Infrastruktur in den Beitrittsländern mit Public-Private-Partnership-Modellen (Finanzierungen durch die öffentliche Hand und durch die Privatwirtschaft) relativ rasch realisierbar sein müssten. Er wünscht sich als Investor natürlich auch, dass Behördenwege "dramatisch reduziert werden". Es könne nicht angehen, "dass sich der Erwerb einer Liegenschaft in Warschau über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr hinzieht. Wenn es überhaupt möglich ist, wirklich Grund und Boden als Ausländer zu erwerben, handelt es sich meistens um 99-jährige Pachtverträge." Gerade das sei ein Beispiel für Innovationsunsicherheit. Eine Änderung der Situation würde vielleicht auch kleinere Unternehmen anlocken. (red, Der Standard, Printausgabe, 05.01.2004)