Wegen der Flaute auf den Medienmärkten hat der größte europäische Medienkonzern, die deutsche Bertelsmann, im vergangenen Jahr deutlich weniger Umsatz und Gewinn gemacht. Unter dem Strich stand nur mehr ein Plus von 154 Millionen Euro nach 928 Millionen Euro im Jahr davor, gab der Medienkonzern am Dienstag in Berlin bekannt. Dies war ein Einbruch von 83,4 Prozent. Damals hatte jedoch der Verkauf von AOL-Anteilen die Kassen zusätzlich gefüllt. Die Erlöse schrumpften konzernweit um acht Prozent auf 16,8 (18,3) Milliarden Euro.

Betriebsgewinn weiter steigern

2004 wolle Bertelsmann seinen Betriebsgewinn weiter steigern, nachdem sich das operative Ergebnis (Ebita) im vergangenen Jahr trotz der Flaute auf den Medienmärkten um 20 Prozent auf 1,123 Milliarden Euro erhöht hatte. Vorstandschef Gunter Thielen betonte aber, dass alle Bereiche von der RTL Gruppe über die Verlage Gruner + Jahr und Random House bis zur Musiksparte BMG wieder profitabel seien.

"Jetzt konzentrieren wir uns wieder auf Wachstum", sagte Thielen. Für das laufende Jahr strebt der Konzern einen Zuwachs bei Umsatz und Gewinn an. Auch Zukäufe stehen bei dem Gütersloher Konzern auf der Tagesordnung. Expandieren will der Medienkonzern vor allem in den schnell wachsenden Märkten Asien und Osteuropa. Für Akquisitionen stehen für die nächsten drei Jahre zwei Milliarden Euro zur Verfügung.

Verschuldung reduzieren

Durch den Verkauf von Bertelsmann Springer und den Random House Tower in New York konnte die Verschuldung nach Angaben von Bertelsmann von 2,7 Milliarden Euro (2002) auf 820 Millionen Euro reduziert werden. Damit sei ein wesentliches Ziel erreicht worden.

Möglich wurde der Anstieg des operativen Ergebnisses auch durch bessere Geschäfte der Musiksparte BMG zur Weihnachtszeit. Zudem schaffte das bisherige Sorgenkind Direct Group dank einer Konzentration auf das Kerngeschäft die Rückkehr in die Gewinnzone. Nach einem Verlust von 150 Millionen Euro im Jahr zuvor stieg das Ebita nun auf vier Millionen Euro. Europas größter TV-Konzern, die RTL Group, konnte den operativen Gewinn im vergangenen Jahr auf 503 (465) Millionen Euro steigern.

RTL Group größter Umsatzbringer

Größter Umsatzbringer war erneut der Fernsehkonzern RTL Group mit 4,45 (2002: 4,36) Milliarden Euro. Es folgen der Mediendienstleister Arvato mit 3,64 Milliarden Euro, die Bertelsmann Music Group (BMG) mit 2,71 Milliarden Euro, der Zeitschriftenverlag Gruner+Jahr mit 2,48 Milliarden Euro und die Buchverlagsgruppe Random House mit 1,78 Milliarden Euro. Die operative Umsatzrendite stieg auf 6,7 Prozent nach 5,1 Prozent im Vorjahr.

Zu Bertelsmann gehören neben der RTL Group unter anderem der weltgrößte Buchverlag Random House, BMG und der weltweit zweitgrößte Zeitschriftenverlag Gruner+Jahr. Die Medienbranche hatte 2003 weltweit unter der Konjunkturflaute und der Krise auf dem Werbemarkt gelitten. Thielen hatte bei Bertelsmann im Sommer 2002 das Ruder von Thomas Middelhoff übernommen und damals eine Konzentration auf das Stammgeschäft eingeleitet. Middelhoff hatte noch auf einen aggressiven Expansionskurs gesetzt. Thielens Kurs schlug sich aber auch in der Zahl der Beschäftigten nieder: Diese sank vor allem durch den Verkauf von Bertelsmann Springer auf 73.221. Ende 2002 hatten noch 80.632 Menschen für den Konzern gearbeitet. (APA/AFP/Reuters/dpa)