Rom - Der Tod eines 14-jährigen Mädchens, das in der Nacht auf Sonntag in Neapel bei einem Mafia-Anschlag ums Leben gekommen ist, schockt Italien. Zwei Killer der Camorra, der neapolitanischen Mafia, hatten das Feuer auf Salvatore Giuliano, Mitglied eines verfeindeten Clans, eröffnet. Dieser verwendete den Teenager, der mit zwei Freundinnen auf der Straße stand, als Schutzschild. Die 14-Jährige erlitt einen Kopfschuss, die beiden anderen Mädchen wurden leicht verletzt.

Der Tod des Mädchens ist der vorerst letzte Akt einer verheerenden Gewaltspirale in Neapel. Mehrere Mitglieder rivalisierender Camorra-Clans wurden in den vergangenen Wochen erschossen. Innenminister Giuseppe Pisanu versprach einen verstärkten Einsatz der Sicherheitskräfte. Trotz Soldaten, die ständig auf den Straßen der Stadt am Vesuv und ihrer Umgebung patrouillieren, scheint unter rivalisierenden Clans der Camorra der Krieg um die Kontrolle illegaler Aktivitäten wie Drogen- und Waffenhandel, Prostitution und Zigarettenschmuggel wieder ausgebrochen zu sein.

Maßnahmen ergreifen

Anti-Mafia-Staatsanwalt Pier Luigi Vigna forderte die Regierung auf, einschneidende Maßnahmen zu ergreifen, um das organisierte Verbrechen in Neapel zu bekämpfen und die Bürger vor dem blutigen Krieg unter den Camorra-Clans zu schützen. Auch die lokalen Behörden warfen den Politikern in Rom vor, sich nur dann um Neapel zu kümmern, wenn besonders dramatische Fälle die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die gefährliche Lage in der Metropole lenken. Um die Kriminalität zu bekämpfen, müsse die Regierung noch mehr Personal und Mittel einsetzen und das Justizsystem effizienter gestalten.

Die Justizbehörden in Neapel sind der Ansicht, man müsse vor allem die Unterstützung der gesamten Bevölkerung gewinnen, um die Kriminalität aktiver bekämpfen zu können. Man müsse vor allem die Bürger überzeugen, Kriminalfälle anzuzeigen, insbesondere jene, die mit Wucher und Erpressung zu tun haben - Mittel, durch die sich viele Camorra-Mitglieder bereichern. Es sei äußerst wichtig, das immer noch herrschende Gesetz des Schweigens aus Angst vor Rache, die "Omerta", zu brechen.

Auch die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in Neapel ist nach Ansicht von Experten der richtige Weg, um die Stadt aus der Spirale der Gewalt zu befreien. In der Metropole, in der fast jeder zweite Jugendliche auf Jobsuche sei, habe das Verbrechen auch wegen der Verzweiflung der Beschäftigungslosen leichtes Spiel. Man könne nicht zulassen, dass die Camorra praktisch der Arbeitgeber für tausende Menschen sei.(APA)