New York - In der US-Wirtschaft ist der Plan des demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten John Kerry mit Skepsis aufgenommen worden, mit einer Steuerreform in vier Jahren zehn Millionen Arbeitsplätze zu schaffen. Kerrys Plan sieht eine Senkung der Unternehmenssteuer um fünf Prozentpunkte vor, um damit Anreize für die Schaffung von Arbeitsplätzen zu geben.

Begünstigung abschaffen

Die Steuersenkung soll durch die Abschaffung der Steuerbegünstigung der Auslandserträge von US-Unternehmen finanziert werden. Diese machen im Jahr rund zwölf Mrd. Dollar (knapp neun Mrd. Euro) aus.

US-Unternehmensorganisationen, Volkswirte und Steuerexperten bezweifelten allerdings, dass eine solche Steueränderung US-Unternehmen von der Verlagerung von Arbeitsplätzen in Billiglohnländer wie Indien oder China abhalten würde. Im Jahr der Präsidentenwahl hat die Arbeitsmarktentwicklung höchste politische Brisanz. Amtsinhaber George W. Bush sieht sich großem Druck ausgesetzt, in diesem Bereich spürbare Erfolge vorzuweisen.

Groß gegen Klein

Der Präsident der Managervereinigung Business Roundtable, John Castellani, sagte: "Steuern sind nicht der einzige Grund für die Standortentscheidung von Unternehmen." Die Unternehmen gingen ins Ausland, um am Weltmarkt besser teilnehmen zu können. Außerdem würden nach Einschätzung des Steuerexperten Walt White von den geplanten Steueränderungen nur Unternehmen mit einem Jahresumsatz von unter zwei Mrd. Dollar profitieren.

Die Vorteile für Großunternehmen seien hingegen klein. Sie verlagerten Arbeitsplätze in Länder wie Indien in erster Linie deswegen, weil die Löhne dort deutlich niedriger seien. Nariman Behravesh, Chefvolkswirt bei Global Insight, sagte, man brauche ungeheuer große Steuervorteile, um das enorme Lohnkostengefälle zwischen den USA und Ländern wie Indien und China auszugleichen. Martin Regalia von der US-Handelskammer äußerte sich ebenfalls skeptisch zu Kerrys Vorhaben: "Wenn ich den Plan durchgehe, sehe ich nichts, was Stellen schaffen würde."

"Hütchenspiell"

Der Sprecher des US-Präsidialamtes Scott McClellan bezeichnete Kerrys Steuerplan als "Hütchenspiel". Der demokratische Senator könne mit seinem Plan nicht davon ablenken, dass er in seiner politischen Karriere schon "rund 350-mal" für Steuererhöhungen gestimmt habe. (DER STANDARD, Printausgabe, 29.3.2004, Reuters)