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Grafik: Archiv
Von unterwegs mal eben schnell seine E-Mails zu checken dürfte im Zeitalter von WLan und UMTS kein Problem sein. An immer mehr Kaffeehaustüren klebt neben schon etwas in die Jahre gekommenen Kreditkartenlogos nun auch der Hinweis, das hier sei ein "Hotspot", also quasi ein Internetcafé, in dem man sich den Computer selbst mitbringen muss. Da sich seit der Einführung von Intels Centrino-Chip die serienmäßige Ausstattung von Laptops mit Funkempfängern durchgesetzt hat, ist der mobile Zugang zum Internet per drahtloses Netzwerk, kurz WLan, ganz einfach möglich. Es braucht nur einen Hotspot, einen Laptop und die Sendeanlagen dürfen maximal 50 Meter voneinander entfernt sein.

Ängste

Die Sorge, an Orten mit Hotspot-Sticker zusätzlich zur normalen Strahlenbelastung nun auch noch von WLan-Wellen gegrillt zu werden, ist unbegründet, denn die Sender sind sehr schwach. Die Geschwindigkeit der Datenübertragung ist jedoch phänomenal: Der Surfkomfort am Hotspot entspricht dem der schnellsten Leitungen, die sich ein Privatanwender ins Haus legen lassen kann.

Aber wie findet man den nächsten WLan-Sender? Der Laptop zeigt zwar an, ob ein Netz verfügbar ist, doch wer wird schon mit aufgeklapptem Computer durch die Stadt gehen? In den USA hat sich die Kaffeekette Starbucks dieser Frage angenommen und stellt zuverlässig in jeder Filiale einen Hotspot desselben Anbieters, T-Mobile, zu Verfügung. Es ist nur auf den ersten Blick paradox, dass ausgerechnet Firmen, die mit "Drive-through" und "Coffee-to-go" ihre Kunden auf Trab halten, jetzt eine neue Sesshaftigkeit propagieren. Was zählt, sind die neuen Kunden, die in der Not, dringend ins Internet zu müssen, auch gerne bereit sind, Cheeseburger oder Kaffee zu bestellen, und sonst womöglich nie ihren Fuß über die Schwelle gesetzt hätten.

Verwegene Prognosen

In Österreich stattet derzeit McDonald's (in Kooperation mit mobilkom) seine Restaurants mit Hotspots aus. In Wien stellen, außer Hotels, daneben die Kaffeehäuser die meisten Zugangspunkte zur Verfügung. Eigentlich sehr logisch, waren die Cafés doch seit jeher ein Ort, um Neuigkeiten auszutauschen. Dank WLan finden die herumstreunenden Laptopträger wieder an einem Ort zusammen. Wenn in den kommenden Monaten die ersten UMTS-Geräte auf den Markt kommen, verlieren die Hotspots allerdings an Bedeutung. Die Geschwindigkeit der Daten beträgt im Vergleich zu WLan zwar nur ein Hundertvierzigstel, ist allerdings immer noch schnell genug, um bequem seine E-Mails zu checken.

Next Generation

Senden und empfangen ist fast überall möglich, denn UMTS ist nichts anderes als die nächste Ausbaustufe der Mobilfunknetze. Nur hatte bisher niemand eine überzeugende Idee, wie der Service für den normalen Handybesitzer so attraktiv werden kann, dass die milliardenschweren Investitionen sich jemals rechnen werden. Als neue Zielgruppe sind daher die Laptop-Besitzer ins Visier geraten. Für den Sommer sind Steckkarten angekündigt, die je nach Verfügbarkeit entweder mit dem WLan- oder UMTS-Netz verbinden. Neben der zum Surfen viel zu geringen Geschwindigkeit hat UMTS noch einen weiteren Haken:

Neue Türme

Das Signal kommt von noch mehr Antennen und noch mehr Handytürmen. Zur Strahlenbelastung muss die visuelle Umweltverschmutzung addiert werden. Hohe Gebäude sind als Antennenstützpunkte bestens geeignet, ziehen aber auch die meisten Blicke auf sich. Gerade auf Wohnhochhäusern der Sechziger- und Siebzigerjahre, die ohnehin bei vielen nicht sehr beliebt sind, wuchern die Antennen. Oft wirkt es, als habe jemand dem spröden Pragmatismus dieser Bauten noch eine Dornenkrone aufs Haupt gedrückt. Obwohl Kirch- und Rathaustürme die idealen Antennenstützpunkte wären, ist den Mobilfunkbetreibern hier noch kein Durchbruch gelungen. In einigen Kirchturmspitzen funkt es bereits, aber dort wurden die Anlagen unter der Dachhaut montiert. Einer der wenigen bewusst gestalteten Handytürme entsteht derzeit auf der neuen Firmenzentrale von T-Mobile in Wien.

Man sollte das Unternehmen allerdings gelegentlich daran erinnern, dass mit der Lizenz zur Netzabdeckung auch eine gestalterische Verantwortung verbunden ist. Auf dem Land sind die Handytürme noch viel präsenter und lassen die Grundstückspreise beim Nachbarn in den Keller purzeln. Ist Tarnung die Alternative? In Los Angeles sind viele Sendemasten als Palmen maskiert. Unter dem Blattwerk aus Stahl hängen Antennen, die man von weitem für Kokosnüsse halten könnte. Der Hersteller hat auch andere Modelle im Sortiment, so etwa einen Kaktus für Wüstengegenden in Arizona, der auch bei näherem Hinsehen nichts von seinem Hochfrequenz-Innenleben verrät. In die österreichische Pflanzenwelt ist die Mobilfunktechnik nicht so leicht zu integrieren. Aber wäre nicht ein permanenter Maibaum ein guter Antennenträger?

Verfügbarkeit

Andererseits gibt es aber auch Netze, bei denen die Sendestationen gut zu sehen sein müssen. Gerade auf dem Land ist selbst eine schnelle Internetanbindung über die Telefonleitung (ADSL) nicht überall verfügbar. Im Weinviertel kam daher ein findiger EDV-Händler auf die Idee, ein lokales WLan anzubieten, bei dem die Fünfzig-Meter-Grenze auf einige Kilometer ausgeweitet wird.

Das "City Radio Network" in der Umgebung der niederösterreichischen Gemeinden Hollabrunn, Hetzmannsdorf und Guntersdorf basiert auf Sendestationen, die auf den Silos der Lagerhaus-Genossenschaft montiert sind. Von dort wird ein schnelles WLan-Signal in die Landschaft gefunkt und jeder, der sich zu Hause eine speziell umgebaute Satellitenschüssel montiert und das Silo ins Visier nimmt, hat Zugang zum Netz. Die Sender arbeiten auch im Nahbereich: Wer nicht zu Hause sitzen und die Silos anpeilen will, der wird im 50-Meter-Radius der Lagerhäuser schon ein Plätzchen finden. (Oliver Elser / DER STANDARD RONDO, 26.3.04)