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Israel nimmmt nach der gezielten Tötung von Hamas-Gründer Yassin die gesamte palästinensische Terror-Organisation ins Visier

foto: reuters/Mustafa Abu Dayha
Jerusalem - Israel will auch nach der international scharf kritisierten Tötung des geistlichen Hamas-Führers Scheich Ahmed Yassin an der Politik der "Liquidierung" von Extremisten festhalten. Seine Regierung werde die Politik der "Liquidierung von Terroristen" fortsetzen, zitierte der israelische Armeerundfunk am Dienstag Verteidigungsminister Shaul Mofaz.

Israel will nach Möglichkeit die gesamte Führung der radikalen Untergrundorganisation Hamas töten, wie am Dienstag aus Sicherheitskreisen verlautete. Die Entscheidung zur Fortsetzung dieser Strategie sei bei einem Treffen von Armee- und Sicherheitsvertretern im Verteidigungsministerium in Tel Aviv gefallen. Mofaz habe die radikalislamische Hamas-Organisation dabei als "strategischen Feind Israels" bezeichnet, der als solcher "zerstört" werden müsse.

"Alle sind in unserem Visier"

"Jeder, der im Gaza-Streifen oder im Westjordanland oder sonstwo darin verwickelt ist, eine Terror-Gruppe anzuführen, weiß seit gestern, dass es keine Immunität gibt", sagte Hanegbi vor Journalisten. "Alle sind in unserem Visier."

Der israelische Generalstabschef Moshe Yaalon hat die Liquidierung des Hamas-Gründers Scheich Ahmed Yassin als "tödlichen Schlag" für die radikal-islamische Bewegung bezeichnet. In einer ersten Stellungnahme zu der Militäraktion sagte Yaalon am Dienstag auf einer internationalen Konferenz in Tel Aviv, die Aktion werde zwar kurzfristig zu einem Anstieg der Anschläge in Israel führen. Längerfristig erwarte er jedoch eine Stärkung der moderaten Kräfte bei den Palästinensern und insbesondere im von Hamas dominierten Gazastreifen. Yassin sei "kein politischer oder religiöser Führer, sondern ein Terror-Führer" gewesen, betonte der Generalstabschef. Der Hamas-Gründer habe zahlreiche Anschläge auf Israelis persönlich angeordnet und für Attentäter als "Inspiration" gedient.

Umfrage: 60 Prozent der Israelis unterstützen Sharons Maßnahmen zur Terrorbekämpfung

Nach der Tötung Yassins hat Israel seine Truppen in Alarmbereitschaft versetzt und die Botschaften im Ausland zu verstärkten Sicherheitsmaßnahmen aufgefordert. Aus Sorge vor Anschlägen trauten sich die Menschen in Jerusalem am Dienstagmorgen offenbar kaum, Busse zu benutzen. Auch öffentliche Plätze, an denen Gruppen wie die Hamas in der Vergangenheit Anschläge verübt hatten, waren menschenleer. Die militanten Gruppen würden alles versuchen, um Anschläge zu verüben, sagte der Polizeichef von Tel Aviv, Yossi Seidbom. Die Hamas und andere israelfeindliche Gruppen hatten nach dem Tod des 67-jährigen Yassin Israel Rache geschworen. "Die Schlacht und der Krieg zwischen ihnen und uns ist eröffnet", hatte der ranghohe Hamas-Vertreter Abdelaziz al Rantissi gesagt.

Die israelische Luftwaffe hatte Yassin am Montagmorgen mit einem gezielten Raketenbeschuss getötet. Yassin sei für zahlreiche Selbstmordanschläge und den Tod hunderter Israelis verantwortlich, erklärte die israelische Regierung. Sie kündigte zugleich an, palästinensische Extremisten weiter zu bekämpfen. "Die Warteliste ist lang", verlautete aus israelischen Regierungskreisen. Zeitungsumfragen zufolge unterstützen rund 60 Prozent der Israelis das Attentat auf den Hamas-Gründer.

Im Gaza-Streifen blieben Geschäfte und Schulen am Dienstag geschlossen. Palästinenser-Präsident Yasser Arafat hatte am Montag zu einer dreitägigen Trauerzeit aufgerufen. Am Montag waren in Gaza-Stadt Hunderttausende Palästinenser auf die Straße gegangen und hatten Israel Rache für den Tod Yassins geschworen. (APA/AP/dpa)