Petr Zelenka

Foto: Topkino
Wien - "Kokura Lucky": Der Kurs der US-Piloten der Enola Gay wird wetterbedingt korrigiert, wodurch ein paar Japaner in Kokura, die gerade auf das Wetter fluchen, verschont bleiben; ein Taxifahrer, der zuerst ein Liebespaar mitnimmt, das im Auto Sex haben will, und dann den eifersüchtigen Ehemann der Frau; oder ein Abendessen zwischen zwei Eltern, die sich anfangs nichts zu sagen haben, dann aber über die Geständnisse heimlicher Perversionen Gemeinsamkeiten entdecken.

Der tschechische Regisseur Petr Zelenka verknüpft in Knoflíkári (Die Knöpfler) sechs Episoden, in denen Koinzidenzen die Erzählung verwalten - die Menschen somit nie völlig die Kontrolle über ihr Leben bewahren: Obgleich die inhaltlichen Zusammenhänge lose sind - wiederholt treten obsessive Verhaltensmuster auf -, künden visuelle Indizien, einzelne Motive wie Fotos oder eine Puppe von einer undurchschaubaren größeren Ordnung im Chaos.

Logik ist in Knoflíkári - der Titel verdankt sich dem Zwang einer Figur, überall Knöpfe abreißen zu müssen - jedenfalls suspendiert: Dementsprechend werden die Menschen von Fehlschlüssen oder kulturellen Missverständnissen gelenkt, die Zelenka ironisch, mitunter auch etwas zu überspitzt zur Schau stellt. Ähnliche Strategien verfolgt er in seinen "Mok-Doks" Mnága und Rok d'ábla, in denen das Umfeld zweier Bands über erfundene Geschichten oder seltsame Vorkommnisse porträtiert wird.

Zelenka, 1967 in Prag geboren, gehört zu einer Gruppe jüngerer tschechischer Filmemacher, die hierzulande noch wenig bekannt sind. Das neu renovierte Wiener Topkino, nunmehr vom Team des Schikaneder-Kinos betreut, eröffnet diese Woche mit einer Werkschau des Regisseurs (bis 31. 3.) zum zweiten Mal. Bereits vergangenen November hatte man den noch improvisatorischen Betrieb mit einer Retrospektive des tschechischen Surrealisten Jan Svankmajer vorgestellt.

Beide Schauen sind Teil einer Kooperation mit dem Tschechischen Zentrum, die weiter fortgesetzt wird. Dem nördlichen Nachbarland bleibt das Kino Ende April auch mit einem Programm verbunden, das Arbeiten der Prager Filmakademie (FAMU) zugänglich macht. Produktiven (und unterrepräsentierten) Randzonen der Filmkultur sind die anderen Vorhaben verpflichtet: So wird es gemeinsam mit DV8-Film eine Queer-Film-Reihe geben, die mit A mi madre le gustan las mujeres eröffnet wird, sowie regelmäßig Kurzfilmprogramme, die Sixpackfilm betreut.

Und nicht zuletzt lockt die von der Künstlerin Nives Widauer gestaltete Bar, in der es künftig bis Mitternacht weit mehr als das kinoübliche Popcorn zu essen gibt, zu Vergnügungen nach dem Abspann. (DER STANDARD, Printausgabe, 19.3.2004)