Damit sich im Alter mehr als nur ein Kaffee ausgeht, müssen die Vorarbeiten bei der Vorsorge sorgfältig erledigt werden.

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Magisches Dreieck heißt die Beziehung zwischen Ertrag, Risiko und Verfügbarkeit des Geldes. Das bedeutet: Hoher Ertrag bei wenig Risiko und gleichzeitig ständiger Zugriffsmöglichkeit geht nicht.

Das eine muss also auf Kosten des anderen gekauft werden, also etwa: Hoher Ertrag (wie etwa bei Wachstumsaktien) aber dafür gleichzeitig hohes Risiko. Oder niedriger Ertrag (wie auf einem ungebundenen Sparbuch), dafür aber ständig Zugriff auf das Kapital.

Oder mittlerer Ertrag bei geringem Risiko, dafür aber kein Zugriff auf das Geld (wie bei einem Garantieprodukt mit fixer Laufzeit, wo die Kapitalgarantie erst am Laufzeitende gültig wird).

Individuelle Lebenssituation

Innerhalb dieses Dreiecks bewegen sich auch alle, die vorsorgen wollen. Über die Gewichtung von Ertrag, Risiko und Verfügbarkeit kann allerdings nur die individuelle Lebenssituation entscheiden.

Das heißt: Kein Produkt ist querbeet für alle geeignet, auch nicht die staatlich geförderte Zukunftsvorsorge. Drei grundsätzliche Fragen müssen sich Anleger vor einem näheren Blick hin zu den einzelnen Anlageprodukten beantworten, damit das Vorsorge-Fundament gut hält:

  • Brauche ich das Geld für meine Pension oder für die Erfüllung spezifischer Wünsche?

  • Wann brauche ich das Kapital? Wann will ich in Pension gehen?

  • Plane ich in meiner Pension Kapitalverzehr des Angesparten oder Kapitalerhalt, will ich vererben?

Bei der Pensionsvorsorge sind das gegenwärtige Lebensalter und der geplante Pensionsantritt die zentrale Fragestellung.

Für 55-Jährige, die mit 65 in Pension gehen wollen, werden Ansparpläne von monatlich 50 Euro für eine private Pensionsvorsorge wohl sinnvoll sein, allerdings für eine echte Rente wird solcherart zu wenig Kapital zusammenkommen.

Je näher der geplante Pensionsantritt ist, zu dem Geld verfügbar sein soll, desto weniger ratsam sind hochriskante Geldanlagen.

Mehr Risiko für Junge

Junge dagegen, die für die Pension anlegen wollen, können mehr Risiko nehmen, also stärker in Richtung Aktien nachdenken, weil sich über die Jahrzehnte des Anlagezeitraums das höhere Risiko von solchen Anlagen glättet.

Mit der Festsetzung des Wunschzeitpunktes des Pensionsantritts und der Definition des dann angestrebten Vermögens lässt sich auch der notwendige Konsumverzicht in den aktiven Erwerbsjahren definieren. Reichen 50 Euro im Monat als Ansparplan oder müssen es 200 sein, damit dann genug Geld da ist.

Fragen abklären

Bevor Produkte gekauft werden, sollten diese Fragen - mit Beratern, mit der Familie und in Rücksprache mit Freunden - geklärt sein. Sonst können die spezifischen Eigenschaften der vielen Anlageprodukte nie optimal für die individuellen Bedürfnisse wirken.

Wesentlich ist auch die Abklärung der eigenen Risikobereitschaft. Wie viel Verlust in der Anlage kann ertragen werden? Darf die Anlage fünf oder zehn Prozent pro Jahr ins Minus schwanken, damit gleichzeitig auch höhere Erträge möglich werden?

Oder soll die Chance auf mehr Ertrag einer Kapitalgarantie, also einem Schutz vor Verlusten geopfert werden, damit die Lebensqualität der kommenden Jahre nicht von schwankendem Anlageerfolg beeinträchtigt ist. Je ehrlicher die Selbsterkenntnis solcherart erfolgt, desto geringer ist das Risiko von Enttäuschungen. (DER STANDARD Printausgabe, 18.03.2004, Karin Bauer)