Der alte Hausbesorger kommt nicht wieder, aber die Reinigungsfirma, die alle 14 Tage die Stiegen wischt, ist kein ausreichender Ersatz für die Bedürfnisse einer Dienstleistungsgesellschaft. Das Standard-Wohnsymposium widmete sich der Suche nach einem neuen Berufsbild.

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Als die schwarz-blaue Regierung im Sommer 2000 das Hausbesorger-Gesetz strich, hat sie offenbar nicht daran gedacht, dass Wien im März im Schnee versinken kann. In den vergangenen Tagen blieben viele Gehsteige stundenlang ungeräumt, weil es keine Hausbesorger mehr gibt und die beauftragten Fremdfirmen mit der Arbeit kaum nachkamen. "Der heutige Tag führt uns gut vor Augen, wie wichtig Hausbetreuung ist", sagte Josef Frühwirth, Geschäftsführer des Wohnservice Wien und Hausherr für das Wohnsymposium des STANDARD und der Zeitschrift Wohnen Plus, das am Dienstag unter dem Titel "Hausmeister oder Pizzaservice" der Suche nach dem "besten Dienst am Kunden" gewidmet war.

Die Sehnsucht nach der Geborgenheit, die aufmerksame und gesprächige Hausmeister früher vermittelt haben, war groß bei den rund 70 Teilnehmern, darunter gemeinnützige Hausverwalter, Architekten, Wohnexperten und auch einige Hausbesorger. Österreichs bekannteste Hausmeisterin, die Schauspielerin Brigitte Swoboda ("Kaisermühlen Blues") schwärmte vom Herrn Michel, der sich einst um alles gekümmert hatte und sie stets auf dem Laufenden hielt. Mit Ahmadschah Akrami, Hausbetreuer der "inter-ethnischen Nachbarschaft", war ein moderner Vertreter der Zunft zugegen, der sich in seiner Wohnanlage fast rund um die Uhr um große und kleine Probleme kümmert, für Ordnung im Stiegenhaus und in den Familien sorgt. Auch die Hausverwalter Anne-Maria Zatura Rieser (Wohnungseigentum Tirol), Philipp Wagner (Neues Leben) und Ewald Kirschner (Gesiba) waren sich einig, dass mit dem Verschwinden der Hausbesorger ein Stück Wohnkultur und Sicherheit verloren geht.

Rückkehr zum alten System ist unrealistisch

Aber es herrschte auch Einigkeit darüber, dass die Rückkehr zum alten System nicht nur politisch unrealistisch, sondern auch unerwünscht wäre. Denn die Bewohner wollen weniger Nostalgie und mehr Preisbewusstsein und fragen sehr genau, was ihnen die Betreuung bringt und kostet. Die Dienstwohnung kam den Bewohnern oft sehr teuer, wenn der Hausbesorger nichts tat und kaum präsent war. Und diese "schwarzen Schafe" wurde man unter dem alten System nicht los. Ein Hausmeister neuen Typs ist gefragt, der möglichst auch vor Ort präsent ist und gleichzeitig für die Bereitstellung und Koordinierung zugekaufter Dienstleistungen sorgt.

Grete Attensam, Inhaberin des gleichnamigen Haus- betreuungsunternehmens, glaubt, dass ihre Mitarbeiter diese Rolle erfüllen können. "Wir sind die moderne Alternative zum Hausbesorger, wir sehen uns nicht als Konkurrenten, sondern als Partner. Wir bieten alles, was der Kunde will, zugeschnitten auf das Haus und die Brieftasche der Bewohner."

In den Tischgesprächen und den von den Tischrunden ausgearbeiteten Vorschlägen dominierte der Wunsch nach mehr persönlicher Betreuung ohne ein starres gesetzliches Korsett - ein Hausbetreuer neuen Typs, der allerdings nicht zu viel kosten dürfe.

Flexibler Ersatz

In der Debatte mit dem Grazer KP-Wohnungsstadtrat Ernest Kaltenegger forderte der Chef der Gewerkschaft Hotel, Gastgewerbe und Persönlicher Dienst, Rudolf Kaske, vehement einen zeitgemäßen Ersatz für das Hausbesorger- gesetz, der Flexibilität bei Arbeitszeiten mit sozialen Mindeststandards verbinden sollte. "Vier Jahre sind genug. Wir werden nicht tatenlos zusehen, dass dieser Zustand so bleibt, wie er ist", sagte Kaske. Kaltenegger stimmte grundsätzlich zu, forderte aber ein stärkeres Eingehen auf die Bedürfnisse der Mieter und ihrer finanziellen Möglichkeiten.

Eine Annäherung zeichnete sich im Laufe des Abends zwischen Kaske und Vertretern der Gemeinnützigen ab, die den Forderungen der Gewerkschaft nach einem Mindestlohntarif bisher skeptisch gegenüber gestanden sind, weil sie eine Verteuerung befürchteten. Zwar hält Leo Raffelsberger vom Österreichischen Siedlungswerk (ÖSW) ein neues Gesetz und einen eigenen Hausbesorger-Kollektivvertrag für überflüssig, aber Gemeinnützige wie auch Gewerkschaft wollen über die Verbesserung des jetzigen Zustandes reden.

Kaske wies darauf hin, dass die normalen Arbeitszeitgesetze den Bedürfnissen der Hausbetreuung nicht entsprechen. "Es ist eigenartig, dass die Regierung die bestehende Flexibilität abgeschafft hat. Wir brauchen diese Flexibilität wieder, um Hausbetreuer zu Bedingungen einzustellen, sodass eine Betreuung rund um die Uhr möglich ist."

Mit diesem Wunsch hat Theodor Österreicher, Verbandsdirektor der Gemeinnützigen, kein Problem, die Differenzen im Detail ließen sich ausverhandeln. Da die Gemeinnützigen allerdings nicht in der Lage sind, allein einen KV zu verhandeln, sei auch der Gesetzgeber gefordert. Für den 18. Mai lädt Kaske Interessenvertreter, Experten und Politiker zu einer Diskussion ein, aus der schon im Herbst Vorschläge für ein neues Berufsbild des Hausbetreuers entstehen sollen - vielleicht rechtzeitig für den nächsten schneereichen Winter. (Eric Frey, DER STANDA%D Printausgabe 12.3.2004)