Wien - Derzeit bewegt die Bestechungsaffäre rund um den Münchener Fußball-Stadionbau die Gemüter, bei der Voruntersuchungen gegen zwei Geschäftsführer des österreichischen Baukonzerns Alpine Mayreder BauGesmbH eingeleitet wurden.

In der jüngeren Geschichte gab es in Österreich etliche Bauskandale, die die Republik erschüttert haben. Eine Auswahl:

AKH-Skandal:

Der größte Bauskandal Österreich war mit Abstand die Schmiergeldaffäre rund um den Bau des Wiener Allgemeinen Krankenhauses (AKH) vor einem Vierteljahrhundert. Es ging nicht nur um besonders große Beträge, sondern auch um die Nähe zur Politik. Aufgedeckt wurde der Skandal im Frühjahr 1980 vom damaligen "profil"-Journalisten Alfred Worm. Im Mittelpunkt des so genannten AKH-Skandals stand der ehemalige technische Direktor der Allgemeinen Krankenhaus-Planungs- und Errichtungsgesellschaft (AKPE), Adolf Winter. In den Strudel der Affäre geriet auch der damalige Finanzminister und Vizekanzler Hannes Androsch. Er wurde Jahre später in Zusammenhang mit seinen Aussagen vor dem parlamentarischen AKH-Ausschuss von einem Wiener Gericht wegen Falschaussage verurteilt.

Im September 1981 folgte der AKH-Prozess, das bis dahin größte Gerichtsverfahren in Österreichs Nachkriegsgeschichte mit 30.000 Seiten in 67 Aktenordnern, ebenso vielen Beilagenseiten, vier Sachverständigen und mehr als 100 geladenen Zeugen. Der Vorwurf gegen Winter und elf weitere Angeklagte lautete auf gewerbsmäßigen Betrug, Untreue, verbotene Intervention, Beihilfe zu solchen Verbrechen und Verstöße nach dem Devisengesetz. Winter sollte für die Vergabe von Großaufträgen Provisionen unter Mithilfe oder zumindest Mitwissen seiner Mitangeklagten kassiert haben.

Das Urteil wurde am 27. November 1981 gesprochen. Alle zwölf Angeklagten wurden schuldig erkannt, allein Winter hatte 30 Millionen Schilling (2,18 Mio. Euro) Schmiergelder kassiert. Er erhielt neun Jahre Freiheitsstrafe. Seine Mitangeklagten bekamen von einem Jahr bedingt bis zu fünf Jahren und 350 Tagen unbedingt. Winter und acht weitere Verurteilte gingen in die Berufung: Der Hauptangeklagte bekam schließlich acht statt neun Jahre wegen Geschenkannahme statt Untreue. Auch weitere Strafen wurden herabgesetzt. Zwei Verfahren wurden sogar an die erste Instanz zurückverwiesen.

Baukartell-Affäre um den U-Bahn-Bau

Am Anfang standen Ermittlungen der Finanzbehörden nach einer Anzeige durch die Ex-Freundin des Bauunternehmers Franz Graf (SBG). Bei ihren Erhebungen fanden die Beamten Hinweise auf unerlaubte Kartell- und Preisabsprachen, die zu deutlich überhöhten Preisen im Wiener Tiefbau führten. Es folgte eine Großrazzia in der Baubranche in Zusammenhang mit dem Wiener U-Bahnbau, mit der praktisch alle Branchengrößen in die Nähe eines angeblichen Kartells gerückt wurden. Graf, der im Februar 1998 verhaftete wurde, hat Bestechungen in Millionen-Schilling-Höhe gestanden.

Auch das Wiener Kontrollamt prüfte, in der Folge zahlten die Baufirmen Kallinger und die Universale-Bau der Bundeshauptstadt Wien insgesamt rund 15 Mill. S zurück, die sie der Stadt zu viel verrechnet hatten.

Abgesehen von diesem Strafverfahren nahm der damalige Wiener Grün-Gemeinderat Peter Pilz die gesamte Baubranche - und hier vor allem die damals überwiegend den Wiener Stadtwerken gehörende Teerag-Asdag - ins Visier. Die Teerag-Asdag konterte auf die Attacken mit einer Klage auf Schadenersatz in der Höhe von 100 Mio. Schilling. Laut Pilz hatte das Baukartell der Stadt einen Schaden von einer Mrd. Schilling verursacht hat.

Im Mai 2001 ging der Baukartell-Prozess mit neun Schuldsprüchen zu Ende. Die neun Beschuldigten hätten als Vertreter ihrer Firmen von 1991 bis Ende 1997 als "Organe eines Kartells" gesetzlich nicht vorgesehene Bieter-Absprachen getroffen und so im Wiener Straßenbauwesen unter anderem höhere Scheinanbote gelegt, hieß es in der Urteilsbegründung. Die Manager verschiedener Baufirmen wurden nach dem Kartellgesetz zu bedingten Haftstrafen zwischen fünf und neun Monaten sowie unbedingten Geldstrafen von bis zu 300.000 Schilling verurteilt. Ihre Arbeitgeber mussten als Haftungsbeteiligte zwischen 400.000 und 700.000 S bezahlen.

Flughafen-Bauskandal

Im Mittelpunkt des so genannten Flughafen-Bauskandals um Betrug, Untreue und Geldwäsche standen Unregelmäßigkeiten bei diversen Hoch- und Tiefbauprojekten am Flughafen Schwechat Mitte der neunziger Jahre: Die Palette reichte von Mindereinbauten über zu teuer verrechnete Leistungen bis zu Nachverrechnungen, durch die dem Airport insgesamt ein finanzieller Schaden von rund 50 Mio. Schilling (3,6 Mio. Euro) entstanden sein soll. Der Schwechater Bauunternehmer Graf war auch hier beteiligt.

Der so genannte Flughafen-Bau-Prozess endete mit insgesamt 13 Schuldsprüchen. Die ersten sieben ergingen im Mai 2001. Das Strafausmaß lag zwischen zehn Monaten und zwei Jahren Freiheitsstrafe, davon zwei Mal bedingt und vier Mal teilweise bedingt. Eine einjährige Zusatzstrafe gab es für den - bereits 1998 zu schlussendlich fünf Jahren Haft verurteilten - Ex-SBG-Chef Franz Graf. Im Oktober folgten sechs weitere Schuldsprüche. Wegen Untreue wurden vier Ex-Airport-Mitarbeiter und zwei Baumanager zu unbedingten Freiheitsstrafen verurteilt.

Kärntner Karawanken-Autobahn-Bauskandal

Der "Bauskandal Karawankenautobahn (A11)" kam am 22. Mai 1995 ins Rollen: Die Österreichische Autobahnen und Schnellstraßen AG (ÖSAG) als Rechtsnachfolgerin der Tauernautobahn AG erstattete wegen überhöhter Rechnungen bei bestimmten Streckenabschnitten Anzeige. Ursprünglich war von einem Schaden von 100 Millionen Schilling (7,27 Mio. Euro) die Rede gewesen. Am Ende blieben im Verfahren davon 30 Millionen S (2,18 Mio. Euro) übrig. Angeklagt wurden der bei der ARGE für die Abrechnung verantwortliche Manager, ein Mitarbeiter der damaligen Asphalt & Beton (zur heutigen Bauholding gehörig) und ein ehemaliger Landesbediensteter. Die beiden wurden zu 24 bzw. 30 Monaten Haftstrafe - teils unbedingt - verurteilt. In der ARGE waren etliche Baufirmen vertreten, darunter auch die Alpine. (APA)