Für viele Anleihenfonds heißt das: Abschied nehmen von den fetten Jahren.
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Performance-Ergebnisse aus der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu. Das wird gerne übersehen. Und, was auch oft ignoriert wird: Das gilt auch für Rentenfonds. Wer in den vergangenen Jahren der Aktienbaisse Rentenfonds besaß, hatte es ja besser: Die fallenden Zinsen schraubten die Rentenkurse in die Höhe, und als die Renditen der Staatsanleihen die Talsohle erreicht hatten, ließ sich bei Industrieanleihen, Junk Bonds (Anleihen von Schuldnern mit höherem Ausfall- risiko, das durch Bewertungs-agenturen klassifiziert wird) und Anleihen von Emerging Markets (Lateinamerika sowie Rumänien, Bulgarien, Türkei) durch die Verringerung der Risikoprämie noch immer gut verdienen.

Rendite und Risiko

Nun dürfte aber auch aus diesen Nischen die Luft langsam draußen sein. Zum Beispiel äußerten sich erst kürzlich amerikanische Junk-Bond-Experten, die Renditen dieser Kategorie seien bereits im einstelligen Bereich und damit eindeutig zu niedrig für diese Risikokategorie. "Ich werde nicht dafür bezahlt, dass ich Triple-C-Risiko für sieben Prozent Rendite kaufe. Das ist Unsinn", erklärte Ray Kennedy, Manager eines High Yield Fund, gegenüber dem renommierten US-Magazin Barron's. Die Zinsgurus sind sich überwiegend einig: Die Zinsen auf den Anleihemärkten werden steigen. Uneinigkeit herrscht über das Wann und das Wieviel. Und auch die Spanne zwischen den Renditen der verschiedenen Risiko-klassen, der "Spread", könnte sich wieder erhöhen.

Schließlich sind gerade bei Emerging Markets immer wieder Krisen zu erwarten. Die Zacken in den Kurs-Charts der Spezialfonds über die letzten fünf Jahre sprechen für sich, lassen Wiederholungen erwarten. Keine idealen Zeiten also für Anleger, die am Rentenmarkt längerfristig gute Renditen suchen. Trotzdem versuchen die Fondsmanager natürlich, Nischen für ihre Kunden zu finden. Margarete Strasser, Osteuropa-Expertin der Capital Invest, sieht auf ihren Märkten zwei positive Faktoren: "Das Rating einiger Länder wie Russland, Rumänien und der Türkei könnte sich in absehbarer Zeit weiter verbessern. Außerdem ist der Ren- dite-Abstand ungarischer und polnischer Anleihen in den letzten Monaten wieder erheblich gestiegen."

Schwergewicht auf Osteuropa

Die Osteuropa-Rentenfonds der Capital Invest Eastern European Bond Fonds und der Central Europe Bond legen daher ihr Schwergewicht auf Länder der zweiten und dritten EU-Beitrittswelle (Rumänien, Bulgarien).

Ähnlich argumentiert Anton Hauser von der Erste-Sparinvest. Er setzt nach einem eher schwachen Jahr für die Osteuropa-Rentenfonds Hoffnungen auf Währungsgewinne in Polen und Ungarn sowie auf die derzeit attraktiven (Zins-)Spreads in den beiden Ländern. "Auf längere Sicht werden auch diese Länder zum Euroland stoßen." Schließlich seien ja Investmentfonds keine kurzfristigen Veranlagungen. (Nikolaus Dolenz, DER STANDARD, Printausgabe, 8.3.2004)