Nach einem vergleichsweise frühen Start mit Breitband-Internet hat sich in Österreich das Wachstum der Breitbandtechnologie nun verlangsamt. Die Alpenrepublik ist im internationalen Vergleich auf den sechsten Platz nach der Schweiz, den USA, den Niederlanden, Belgien und Schweden zurückgefallen, geht aus einer aktuellen Studie von Arthur D. Little hervor. Der Verband der Internetserviceprovider (ISPA) fordert deshalb eine "nationale Kraftanstrengung" für den weiteren Ausbau des breitbandigen Internet, um eine Zweiklassengesellschaft – den so genannten "digital devide" – zu vermeiden.

"Ein Tropfen auf dem heißen Stein"

Die derzeit vorgesehene Breitband-Förderung der Regierung in Höhe von 10 Mio. Euro sei nur "ein Tropfen auf dem heißen Stein", die steuerliche Absetzbarkeit von neuen Breitband-Internet-Anschlüssen zu kompliziert und ohne Effekt, kritisierten ISPA-Präsident Johannes Schwertner und ISPA-Generalsekretär Kurt Einzinger am Dienstag bei einem Pressegespräch. Vielmehr seien je 30 bis 50 Mio. Euro in den nächsten drei Jahren als Breitband-Förderung sowie eine Senkung der Umsatzsteuer für Breitbandanschlüsse von derzeit 20 auf 10 Prozent nötig, so Schwertner.

"Task Force" für Breitband

Weiters sollte vom Bundeskanzleramt und Verkehrsministerium eine Breitband-Koordinationskonferenz unter Beteiligung der Bundesländer, RTR, der ISPA und der Industrie einberufen werden, damit die derzeit unkoordinierte Vergabe und Ausschreibung für den geförderten Breitband-Ausbau in den ländlichen Gebieten besser abgestimmt und EU-Strukturförderungsmittel lukriert werden könnten, so Schwertner. In Kanada etwa gebe es eine nationale "Task Force" für Breitband. Bisher wurden die flächendeckenden Breitband-Internet-Aufträge nur in Niederösterreich (an die EVN- und Landestochter Nökom) vergeben, in allen anderen Bundesländern steht die Vergabe noch aus. Hier bestehe auch die Gefahr neuer Gebietsmonopole durch einseitige Fördervergaben und ländereigenen Infrastrukturaufbau, so Schwertner.

Preise für Breitband-Internet werden sinken

Die Preise für Breitband-Internet würden künftig sinken, während es bei Schmalband-Internet zu leichten Erhöhungen kommen könnte, um die große Preisdifferenz zwischen Breitband- und Schmalband-Internet (Breitband ist doppelt so teuer) zu verringern, schätzt Schwertner. Das relativ hohe einmalige Aktivierungsentgelt sei derzeit aber eine Zugangsschwelle, so Einzinger. Günstige Schmalbandpreise seien für die Internetverbreitung insgesamt wichtig. Von dem niedrigen Preisniveau im Mobilfunkbereich sei man aber "noch weit entfernt". Breitband-Internet sei grundsätzlich sowohl für den Wirtschaftsstandort Österreich und die Vernetzung der vielen Klein- und Mittelbetriebe in Österreich, als auch für die Privathaushalte – etwa zwecks E-Learning und Unterhaltung – unverzichtbar.

Wachstumsrate von 37,5 Prozent

Die Breitband-Penetration ist in Österreich 2003 laut ADL-Analyse zwar von 13,8 auf 19 Prozent gewachsen, in der Schweiz liegt die Penetration aber vergleichsweise bereits bei 25,7 Prozent. Die Wachstumsrate lag in Österreich im Vorjahr nur bei 37,5 Prozent, in der Schweiz bei 61,8 Prozent, in Großbritannien sogar bei 120 Prozent, in Tschechien bei 260,9 Prozent und in Kroatien bei 943 Prozent. Beim durchschnittlichen Umsatz je Kunden (ARPU) liegt Österreich mit 41 US-Dollar (32,8 Euro) etwa im Mittelfeld.

Kabel und XDSL gleichauf

Bis Ende 2003 sei in Österreich bei den Breitband-Technologien Kabel noch stärker verbreitet gewesen als XDSL-Technologien (etwa ADSL), derzeit lägen Kabel und XDSL gleichauf, in der nächsten Zeit würde XDSL überwiegen, prognostziert Einzinger. Per XDSL seien in Österreich theoretisch 75 Prozent der Bevölkerung erreichbar, mit Kabel 49 Prozent.

Platzhirsch Telekom Austria

Die Telekom Austria war im österreichischen Breitband-Markt im Herbst 2003 laut ADL-Schätzung mit 232.500 Teilnehmern (inklusive Wholesale) Marktführer, UPC Telekabel hatte 196.300 Teilnehmer, andere Kabelnetzbetreiber rund 50.000 Teilnehmer. Die Zahl der entbündelten Zugänge lag bei 20.000. (APA)