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Bargeld ist sinnlich, unmittelbar und spricht eine eindeutige Sprache.

Foto: APA/Bernd Weißbrod

+++Pro
Von Helmut Spudich

Können Sie sich vorstellen, dass der Pate, der Papst oder die Queen mit Kreditkarte bezahlt? Eben. Wer wirklich Geld hat, der hat einen Packen davon eingesteckt, oder eine Entourage, die sich um den lästigen Zahlvorgang kümmert. Alle anderen haben Kreditkarten. Und natürlich sammelt man keine Münzen als Wechselgeld, sondern rundet auf den nächsten Schein auf.

Bargeld ist sinnlich, unmittelbar und spricht eine eindeutige Sprache: die der Instantfreundschaft. Da weiß man, was man in der Hand hat, und der Kellner muss nicht heimlich nachschauen, ob man eh auf sein Trinkgeld am Beleg nicht vergessen hat. Und der Zahlende spart sich die ganze zeitraubende Prozedur und womöglich noch die Blamage, mit einem Ausweis erst nachweisen zu müssen, dass er auch die kreditwürdige Person ist, die seine Karte vorgibt zu sein. Wer würde je eine Frau oder Mann mit einem Bündel 500er-Scheine infrage stellen? Höchstens penible Bankbeamte, wenn man ein Sackerl davon einlegen will. Aber das richtet sich von selbst.

Kontra---
Von Eric Frey

Seit der Erfindung des Geldes durch die Lyder im 7. Jahrhundert v. Chr. teilt sich die Menschheit in zwei Gruppen: Die einen reichen beim Einkaufen große Scheine und nehmen so lange Wechselgeld, bis die Geldbörse platzt. Dann landen die Münzen zu Hause im Glas, in der Lade oder den Tiefen der Wohnzimmercouch und tauchen erst Jahrhunderte später wieder auf. Verschwundenes Bargeld ist einer der Gründe, warum die Notenbanken gar nicht wissen, wie viel Geld tatsächlich im Umlauf ist. So entstehen Finanzkrisen.

Die anderen beginnen an der Billakassa in ihrem Börsel zu kramen, bis sie den letzten Cent beisammenhaben und hinten die Schlange bis zu den Milchregalen reicht. Die Zeit, die alle beim Einkaufen unnütz warten müssen, kostet uns jedes Jahr Milliarden. So entstehen Wirtschaftskrisen.

Zugegeben: Auch Karte stecken, Code eintippen, grünen Knopf drücken und (nicht vergessen!) Karte wieder herausziehen kann lästig sein, aber niemals so schlimm wie das Münzgewurschtel. 2700 Jahre davon sind genug. (Der Standard/rondo/02/03/2012)