Foto: Gerhard Wasserbauer

Da kommt kein Teller mit: Die Pizzen im Eatalico auf der Praterstraße sind wagenradgroß und mit reichlich Edamerkäse belegt.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Nach mehreren erfolgreich etablierten Wirtshäusern und Restaurants in der Wiener Innenstadt gelüstet es das Gastronomen-Ehepaar Robert und Gabriele Huth (Zum Huth, da Moritz etc.) offenbar danach, in einer weiteren, ganz eigenen Gastro-Liga umzurühren: Seit einigen Wochen haben sie in der Praterstraße ein Großrestaurant namens Eatalico etabliert, das allerhand Pizzen, Pasta und Salate anbietet und ganz danach aussieht, als ob es der Pilot für eine kommende Kette wäre. Nicht zufällig ist es genau vis-à-vis einer Filiale der deutschen Vapiano-Restaurants platziert, die mit exakt diesem Angebot (und dem Know-how ehemaliger McDonald's-Manager) zu einer der erfolgreichsten Gastroketten der vergangenen Jahre gewachsen sind. Der Vergleich wird also nicht bloß nicht gescheut, sondern nachgerade herausgefordert.

Wie das Vapiano ist auch das Eatalico ganz in Naturholz und Rot gehalten. Bloß lodert das Feuer nicht in einem Deko-Kamin, sondern, vom ganzen Lokal aus einsehbar, im Pizzaofen: Im Gegensatz zum Vapiano backen die Pizzaioli im Eatalico nicht elektrisch, sondern mittels eines zweieinhalb Tonnen schweren Ungetüms aus massivem Schamott, das mit großer Gasflamme befeuert wird und auf über 500 °C aufgeheizt werden kann - heißer als ein Holzofen.

Fantasy-Italien

Auch sonst unterscheidet sich das Eatalico-Konzept in einigen Details von der Vapiano-Linie. Und speziell bei diesen fein adjustierten Unterscheidungen deutet vieles darauf hin, dass den Huths eine Punktlandung gelungen sein könnte - genau dort, wo der österreichische Massengeschmack sich sein kulinarisches Fantasy-Italien gern hinwünschen würde: Die Speisekarte umfasst zahlreiche Klassiker der austrifizierten Italo-Küche, von Caprese mit Balsamico-Sirup über Carpaccio mit Knofl-Dressing und Spaghetti Carbonara mit Rauchspeck, viel Zwiebel und reichlich Obers (schmeckt noch böser, als es klingt) bis zum skrupellos exhumierten Fifties-Klassiker Pizza Hawaii mit Schinken und Ananas. Dass statt Mozzarella großzügig Edamer verschmolzen wird, passt ideal - so schmeckt die Pizza auch gleich ein bisserl nach Schinkenkäsetoast: Urlecker, heast!

Dazu sind die Portionen von einer Massivität, die nur mittels gut trainierten Dehnmagens zu bewältigen ist: Hoch aufgehäufte Spaghetti-Teller, Pasta al forno in der Dimension von Wienerberger Ziegeln, Pizzen mit gut 45 Zentimeter Durchmesser (links im Bild zum Vergleich mit einem Krügel Bier abgebildet!).

Im Rahmen dieser Vorgaben geht die gebotene Qualität wahrscheinlich in Ordnung: die Pasta al dente, der Pizzateig knusprig, die Salate, nun ja, sehr groß und reichlich mit Huhn, Thun oder anderem Industrie-Protein versehen. Dazu flinker, freundlicher Service statt Selbstbedienung wie im Vapiano, echte Kampfpreise und die Möglichkeit, sich die Pizzapletschen auch auf zwei Teller aufteilen zu lassen (sie hängen dennoch weit über den Rand): Das Land der preisbewussten Vielvertilger hat ein neues Kultlokal. Mit scharf, bitte! (Severin Corti/Der Standard/rondo/10/02/2012)