Bubi reist zu gesellschaftlichen Anlässen grundsätzlich mit dem Auto an.

Foto: Matthias Cremer

Bubi reist zu gesellschaftlichen Anlässen grundsätzlich mit dem Auto an. Das ist immer wieder eine schöne Erfahrung, weil er dadurch lernt, dass es auch in anderen Stadtteilen als seinem Probleme mit den beschissenen Parkplätzen gibt. Zum anderen muss er das Fahrzeug dann am nächsten Tag nicht nur dort abholen, sondern oft auch vorher mühsam suchen. Die Stadt sieht bei Tag anders aus als bei Nacht. Außerdem schaut er beim Parken grundsätzlich nicht auf Straßennamen. Das führte in der Vergangenheit peinlicherweise schon einmal dazu, dass er sein Auto bei der Polizei als gestohlen meldete, obwohl es nur zwei Parallelgassen weiter als vermutet abgestellt war.

Man könnte jetzt anmerken, dass Männer im Bestreben, ihr Leben möglichst kompliziert zu gestalten, auf gute Erfolgsaussichten verweisen können. Ganz so einfach ist es aber nicht. Immerhin hat die Technik des doppelten Wegs auch etwas für sich. Bubi muss zum Beispiel am Sonntag raus in die frische Luft. Er lernt, dass Großbäckereien auch in weit entfernten Wohngebieten sonntags ihre Filialen geöffnet halten. Er kommt zu Gratiszeitungen, trifft Jugendliche mit Bierdosen auf ihrem Weg heim vom Club. Und er sieht sich mit ewigen Wartezeiten beim Umsteigen in den öffentlichen Linien konfrontiert, mit denen er dann seine Autofahrten argumentieren kann. Wenn er fesch ist, geht sich auch noch ein Frühschoppen bei den Gastgebern vom Vortag aus. Wo man schon in der Gegend ist, kann man ja höflichkeitshalber kurz anläuten. Vielleicht ist es genau das, was mit urbaner Flexibilität gemeint ist. (Christian Schachinger, Rondo, DER STANDARD, 27.01.2012)