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Stress in seiner wohl niedlichsten Ausformung.

Foto: APA/Georg Hochmuth

Nicht genug damit, dass der Dichterfürst neulich im Bücher- und Mediensupermarkt den Nikolaus verscheuchte. Er glaubte, es handle sich bei diesem um einen zwangsverkleideten Verkäufer. Vielleicht reagierte der heilige Mann auch nur so verstört, weil er gefragt wurde, wie denn dieser eine amerikanische Autor heiße, der bei Suhrkamp gerade wieder einen grauslichen Thriller über den Drogenkrieg in Mexiko veröffentlicht hatte. In diesem werden übrigens viele der Protagonisten insofern zu Tode gebracht, als man mit ihnen Sachen anstellt, die im immerwährenden Heiligenkalender sehr detailverliebt anhand diverser Martyrien beschrieben werden. Peinlich, peinlich.

Ein paar Tage später gab es schließlich auch noch eine unschöne Begegnung mit einem Weihnachtsmann im Einkaufszentrum. Möglicherweise lag es an der inneren Grundanspannung des Dichterfürsten. Es kann aber auch sein, dass sich die Frau wieder einmal auf einer ihrer Einkaufslisten missverständlich in Sachen Lieblingsschokowaffelfüllung der Kinder ausgedrückt hatte. Jedenfalls reagierte er zwischen den Regalen auf das joviale "Ho, ho, ho" des dicken roten Konsumheiligen mit einem entnervten "Schleich dich, ich hab schon Stress genug". Das wäre natürlich nicht soo tragisch gewesen. Allerdings wurde eine entrüstete Mutter mit zwei entsetzten kleinen Kindern Zeugin des Vorfalls. Zum Runterkommen diskutierte der Dichterfürst später in der Parkgarage kurz noch mit einem BMW-Fahrer über Sinn und Unsinn des umständlichen Rückwärtseinparkens. Der Advent ist eine schwierige Jahreszeit. (Christian Schachinger, Rondo, DER STANDARD, 16.12.2011)