Michael Stipe,...

Foto: Christian Schoppe & Vaness Maas

...Peaches,...

Foto: Christian Schoppe & Vaness Maas

...Moritz Bleibtreu,...

Foto: Christian Schoppe & Vaness Maas

...und Marie Bäumer sind nur einige der Prominenten, die sich im Aids-T-Shirt fotografieren lassen haben.

Foto: Christian Schoppe & Vaness Maas

Die rote Schleife kennt beinahe jeder, das Aids-T-Shirt von Maison Martin Margiela ist dagegen nur Eingeweihten bekannt. Beziehungsweise jenen, die den Schriftzug am V-Ausschnitt des T-Shirts entziffern können: "There is more action to be done to fight Aids than to wear this T-shirt but it's a good start."

Ländersprache

Seit der Wintersaison 1994/95 ist das Charity-Shirt Teil jeder Kollektion von Maison Martin Margiela, des französischen Kultlabels, das mit seinen dekonstruktivistischen Schnitten zum Gottseibeiuns der Mode in den Neunzigern aufstieg. Mittlerweile ist es zwar etwas ruhiger um die Marke geworden (wohl auch weil sich Margiela selbst in den Ruhestand verabschiedet hat), das T-Shirt gibt es aber noch immer. Alljährlich erscheint es in einer bestimmten Farbe, heuer in ausgewaschenem Blau mit grauen Lettern. Seit vergangenem Jahr ist das Shirt darüber hinaus auch in einer ausgewählten Landessprache erhältlich. Erst waren die Japaner dran, jetzt die Franzosen.

Non-Profit-Shirt

Damit möchte man die Sichtbarkeit des Non-Profit-Shirts erhöhen, dessen Erlös (in den vergangenen 17 Jahren immerhin mehr als 750.000 Euro) an Aides geht, einer französischen Organisation, die sich dem Kampf gegen Aids verschrieben hat. Schon seit dem Ausbruch der Immunschwächekrankheit spielen T-Shirts eine wichtige Rolle im Kampf um Bewusstseinsbildung. Pariser Act-Up-Aktivisten, die dem Obelisken auf der Place de la Concorde auch schon einmal ein riesiges Kondom übergezogen haben, benutzen Shirts, auf denen Slogans wie "Silence =Mort" oder "Action=Vie" stehen, wie Kriegserklärungen. Jährlich verkaufen sie bis zu 7000 Leiberln.

Welt-Aids-Tag

Das Margiela-Shirt ist da etwas leiser. Entsprechend der Grundphilosophie der Marke, die bis heute keine Fotos ihres Gründers herausgibt und nur im Kollektiv spricht, fungiert das Shirt wie ein Code, den jene, die das Shirt kennen, entschlüsseln können. Insofern ist es beinahe ein Bruch mit den Regeln des Publicity-scheuen Modehauses, wenn jetzt, kurz vor dem Welt-Aids-Tag am 1. Dezember, ein Fotoprojekt publiziert wird, das Prominente in Margielas Shirts zeigt.

Bewusstsein schaffen

Von Peaches über Andreas Gursky bis hin zu Philippe Starck tragen sie das T-Shirt wie ein Mahnmal, dass die Immunschwächekrankheit noch immer viel zu viele Menschenleben fordert. Und auch wenn man die Schrift nicht lesen kann, man kann den Träger immer noch fragen, was sie bedeutet: Auch das schafft Bewusstsein. ( Stephan Hilpold/Der Standard/rondo/25/11/2011)