Bild nicht mehr verfügbar.

Im November ist es Zeit für Erdverbesserungsarbeiten. Die sandkistoide Arbeit wird im Frühjahr belohnt.

Foto: Corbis

Wenn im Hochsommer die ersten Gartenkataloge hereinflattern, gespickt mit Werbung und Information zu Blumenzwiebeln, dann ist der Herbst nicht weit. Hat man seine Bestellungen aufgegeben und es klingelt Wochen später der Postillon an der Tür, schwer an Kisten und Säcke voller Zwiebel schleppend, dann weiß man, dass der Herbst bereits seine kaltes Handerl auf die Gärten gelegt hat.

Aber Kälte spielt für Gartlerinnen und Gartler keine Rolle, dient der Herbst doch einer durch und durch Schweiß treibenden Tätigkeit, dem Aufräumen. Und man möchte ja gar nicht glauben, was sich über eine Saison in den schöneren und weniger schönen Winkeln eines Gartens so alles ansammeln kann. Da wäre einmal die Unzahl an schwarzen Plastiktöpfen; diese Innentöpfe, in welchen man von März bis September seine Errungenschaften diverser Gärtnerei-Ausflüge nach Hause karrt. Wie mit den beliebten Babuschka-Puppen kann man sie ineinanderstecken und zu meterhohen Türmen zusammenbauen. Wer weiß, ob man sie nicht einmal für irgendetwas brauchen könnte. Dann liegen hinter einer hohen Rabatte die billigen Plastikgartenschuhe, die so überhaupt nicht geeignet waren, aber für ein Wegschmeißen auch wieder zu schade.

Der Wunsch nach besserer Erde

Das Regenwasser darin schimmert rostfarben. Ähnlich geht es den einmal im Regen vergessenen und nie wieder richtig getrockneten Gartenhandschuhen. Darf so etwas eigentlich auf den Kompost? In der Nähe des Komposthaufens tauchen teilverwitterte Gerätschaften auf, deren Holzgriffe von der Nässe gezeichnet und zur Untauglichkeit verkommen sind. Diverse Schlauchverbindungsstücke, Module der Tröpfchenbewässerungsanlage und ein paar schön anverwitterte Kinderspielsachen geben ein buntes Bild des sommerlichen Treibens wieder. Gut versteckt sind auch die unterschiedlichen Düngemittelbehälter. Rosendünger, Rhododendrondünger, Allrounddünger, Gräserdünger - alles Dünger, die ich natürlich nie kaufen würde, geschweige denn verwenden, ich mir aber nicht erklären kann, wie sie den Weg in den Garten gefunden haben. Wo wir doch wissen, dass anstelle von externen Düngemitteln die selbsterzeugte, tief humöse Erde den Pflanzen als Nahrung und Dopingmittel dienen sollte.

Und genau bei diesem Gedanken knallen zwei unterschiedliche Interessen brutal aufeinander: der Wunsch nach besserer Erde und die Sehnsucht nach dem ersten, wirklich schönen Frühjahrszwiebelblumenbeet. Wie soll man einerseits Erdverbesserungsmaßnahmen setzen und andererseits Blumenzwiebel in die Erde drücken? Der Interessenausgleich sieht Folgendes vor: Grabe erst um, verbessere die Scholle, auf dass du in der Folge die Zwiebel in perfektes Erdreich setzen mögest. Also umgraben. Umgraben kann man aber erst dann, wenn der gesamte Herbstflor Geschichte ist - und der macht diesbezüglich keinerlei Anstalten und scheint den November durchtrotzen zu wollen. So warten seit Wochen tausend Liter Erde, viele Kilo Urgesteinsmehl, Säcke Kompost, eine Heugabel, eine Stechschaufel, ein Sauzahn, die Blumenzwiebeln und ich darauf, dass endlich Schluss ist mit Grün und Bunt, auf dass die infantile, sandkistoide Arbeit des Umstechens, Umgrabens, Schürfens, Vermengens, Rechens und neu Auflegens beginnen möge. Dabei kann man sich wunderbar Gedanken über die Tulpen- und Narzissenbeete des kommenden Frühjahrs durch den Kopf gehen lassen, und je mehr man kältebedingt dem heißen Rum mit Tee zuspricht, desto bunter fällt die Gartengestaltung 2012 aus. Prost!