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Vom Proletenstoff musterte sich Cord über die Zeiten hinweg zur Intellektuellenkluft.

Foto: Stephan Cardinale / sygma / Corbis

Es ist an der Zeit, an ein Kleidungsstück zu erinnern, das schon vor langer Zeit in Ungnade gefallen ist. Es ist dies die Cordhose, die derzeit gemeinsam mit Cordsakkos eine kleine Renaissance erlebt. Zwar kombinieren nur Wagemutige, Hose und Sakko in dem längsgerippten Stoff, ginge es nach den Designern, wäre das aber genau das, was man derzeit machen sollte. Warum? Darüber zu spekulieren ist ungefähr so müßig wie sich die Frage zu stellen, warum die Lieblingsfarbe von Cordträgern lange ausgerechnet dieses fahle Herbstblatt-Braun war.

Mit der Geschichte von Cord kann das kaum zusammenhängen, schließlich stammt der Stoff ja aus dem grauen Manchester, auf dessen Webstühlen im 18. Jahrhundert Cord erstmals gewoben wurde. Nachdem er genauso preisgünstig wie widerstandsfähig war, stand seiner Karriere in der arbeitenden Bevölkerung nichts mehr im Wege.

Die Farbe macht den Unterschied

Doch das ist lange her: Vom Proletenstoff musterte sich Cord über die Zeiten hinweg zur Intellektuellenkluft und schließlich zum Distinktionsmaterial von Clubkids, die ihn in den Neunzigern in Gelb oder Lila trugen.

Sie dürften auch die Impulsgeber der jetzigen Wiederkehr der Cordhose sein, die auf der Liste der meistgehassten Kleidungsstücke lange einen vorderen Rang belegte. Nachdem jetzt aber auch schon Charlotte Gainsbourg in Lars von Triers Melancholia Cordhose trägt, werden sich Geschmackspolizisten nach einem Ersatz für ihr Feindbild umsehen müssen.

Am besten sie weichen auf Dreiviertelhosen aus, darüber zu schimpfen hat noch nie geschadet. Oder aber sie verbannen zukünftig einfach nur mehr braune Cordhosen. Schlimmer als Cordhosen sind nämlich nur braune Cordhosen. Frau Gainsbourg trägt übrigens eine orangefarbene. Die Farbe macht den Unterschied. (Stephan Hilpold/Der Standard/rondo/18/11/2011)