Besitzer Lau "Dia" Tran Hoi serviert, seine Tante Dunck Dalyn kocht, Mutter Lao Ajun agiert als graue Eminenz im ersten laotischen Restaurant der Stadt.

Foto: Gerhard Wasserbauer
Foto: Gerhard Wasserbauer

Früher einmal hätten sie ja am Schubertring residiert, erzählt Lau "Dia" Tran Hoi, damals, als seine Mutter noch selbst in der Küche stand. Dass die Prachtstraße je mit einem laotischen Restaurant gesegnet war, dürfte aber selbst ausgefuchsten Foodies entgangen sein. Was insofern verzeihlich ist, als sich das Lokal bis zur Schließung vor drei Jahren als "Café Gusto" tarnte, das tagsüber auch stinknormale Schnitzelküche servierte. Erst am Abend, wenn sich die nordthailändische und laotische Community hier ein Stelldichein gab, wurde hinter zugezogenen Vorhängen der Mörser ausgepackt und der Wok aufgeheizt.

Seit etwas mehr als einem Jahr ist nun das Thong Thai in der Windmühlgasse dieser Treffpunkt. Das Lokal sieht mit seiner Weinkeller-Optik im Wesentlichen immer noch so aus wie zu der Zeit, als es als Tapas-Bar firmierte - bis hin zu den Postern der spanischen Fremdenverkehrswerbung, die unverändert im Hinterzimmer hängen. Die nebenan gelegene, ehemalige Näherei wurde mit übernommen, mit Laminatboden, kleinem Kristallluster, Panoramafenstern und einer durchaus bezaubernden Wandmalerei wohnlich gemacht. Das alles wirkt auf sympathische Art wie eine Übersetzung typisch südostasiatischer Improvisationskunst auf die Gegebenheiten eines Wiener Gründerzeit-Baus: "Same, same, but different!"

Laotische Optionen

Auf der Speisekarte trifft man zwar schon auch übliche Verdächtige wie Curry grün oder rot an - sie geraten aber deutlich komplexer, als das, was einem sonst unter diesem Namen vorgesetzt werden darf. Richtig, richtig toll sind die laotischen Optionen, allerhand lauwarme Salate ("Lahb") mit hauchdünn geschnittenem Schwein, knuspriger Ente oder Rind etwa, die mit vielerlei Kräutern und Knackgemüse, mit ordentlich Gewürzen, tollem Dressing und, ganz wichtig, auch etwas (noch zwischen den Zähnen knirschendem) Palmzucker angemacht sind. Phad Ga Prau, gebratenes Süß-Basilikum mit langen Bohnen, Hühnerfleisch und Spiegelei, fasziniert mit komplexen Kräuteraromen. Der Papaya-Salat auf laotische Art ist ebenso wie die Suppe aus Schweinsinnereien (mit ordentlich Gedärmen und sonstigem Geschläuch!) wohl nur etwas für Spezialisten - denen aber wird das geradezu unanständig fischige Dressing ganz sicher schmecken!

Ach ja: Mit Chili wird hier durchaus zurückhaltend umgegangen - dafür stehen allerhand böse Würztiegel auf dem Tisch, mittels derer man sich sehr effektiv zur Hölle und retour befördern kann. (Severin Corti/Der Standard/rondo/11/11/2011)