Wirtshaus entschlackt: Das Prinz Ferdinand in der Josefstadt hat nun weniger Nippes, dafür umso bessere Küche.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Arg beinand: der Service.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Für den schönsten Gastgarten, der in dieser Stadt auf einer Verkehrsinsel eingerichtet wurde, ist es jetzt mutmaßlich zu spät im Jahreskreis. Das ist schade, aber das vor ein paar Wochen neu übernommene Gasthaus zum Prinzen Ferdinand hat auch innen einiges zu bieten.

Außerdem ist der Weg über den halben Bennoplatz, vorbei an allerhand Gebüsch bis zu den Tischen auch ein breiter, sodass er die Servicemannschaft einstweilen noch überfordern würde. Die hat nämlich genug damit zu tun, planlos herumzuirren, Bestellungen zu verschlampen und jene, die es aus der Küche schaffen, an verkehrten Tischen abzustellen. Immerhin: Es kann nur besser werden.

Außerdem gibt es, ganz echt und doch unglaublich, Tegernseer Helles in den alten Normflaschen, ein bayrisches Bier von anbetungswürdiger Güte, das es nach Jahrhunderten gepflegter Braukultur tatsächlich zu uns geschafft hat. Wenn es endlich im Glase lacht, hat man als Gast Zeit - und Nachsicht für alle, denen es grad nicht so gut ergeht.

Gut aufgestellte Küche

Das einst mit viel Krempel zugestellte Lokal wurde von Manfred Schluderbacher (er ist auch Betreiber der Roten Bar im Volkstheater) entrümpelt, die altersschwache Schank musste ebenso wie die unschönen Tische raus - die neuen sind dafür gelungen, wie es sich für ein Traditionswirtshaus gehört mit Linoleum (echt!) bezogen und sehr einladend. Was blieb, ist die entzückende Bank, die sich der Lamperie entlangschlängelt. Abseits des Lusters kommt einem die Beleuchtung ziemlich energiesparlampenmäßig grünschummrig vor, dem Vernehmen nach soll das aber einem verunglückten Weißton der Wandfarbe geschuldet sein.

Auch egal, solang man nur rechtzeitig die nächste Flasche ordert. Und das Essen. Die Küche ist im Gegensatz zum Service gut aufgestellt, dass Una Abraham um ein paar Tipps gebeten wurde, hat auch nicht geschadet.

Jammern auf hohem Niveau

Kürbiscremesuppe wird mit Sternanis und Orange abgeschmeckt, was der unvermeidlichen Herbstfrucht ansprechende Kontur verleiht. Spinatsalat mit vollreifen Feigen und Gorgonzola ist eine verblüffend stimmige Kombination - in Verbindung mit einer Senfvinaigrette und ein paar (zum Glück nicht gerösteten!) Pinienkernen umwerfend gut. Auch das geräucherte Forellenfilet ist weniger trocken als sonst, die roten Rüben gekonnt abgeschmeckt - und dass ein Klacks wunderbarer Mayo mit auf den Teller darf, verwundert zwar, wird aber maximal die Ernährungswissenschafter unter den Gästen stören.

Die Hauptgänge sind auch gut, reichen mit Ausnahme des Zwiebelrostbratens samt erstklassigem Erdäpfelpüree aber nicht an die Klasse der Vorspeisen heran: Steinpilztascherln zwar bissfest, aber mit gar brotiger Fülle, die Milchlammkoteletts nur lauwarm (und dafür zu wenig zugeputzt serviert), das Kalbsrahmgulasch wunderbar zitronig abgeschmeckt, doch mit zu pampiger Konsistenz des Saftls. Aber das ist wohl Jammern auf hohem Niveau. (Severin Corti/Der Standard/rondo/14/10/2011)