Die Familie Esposto kredenzt im Federico II knackigen Tintenfisch und geschmeidige Pizza.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Spaghetti allo scoglio mit allerhand Muscheln, Moscardini und sonstigem Felsengetier

Foto: Gerhard Wasserbauer

Den weiten Weg aus der apulischen Hauptstadt Foggia nach Wien unternahm Familie Esposto ursprünglich, um in der inzwischen verblichenen Pizzeria d'Atri (nunmehr Amarantis und, wie unlängst besprochen, viel mehr als eine Pizzabude) zu kochen. Seit einigen Monaten haben Vater, Mutter und Sohn nun ihr eigenes kleines Ristorante, und zwar in der Unteren Weißgerberstraße, schräg vis-à-vis vom Hundertwasser-Kunsthaus. Schanigarten ging sich für heuer keiner mehr aus, aber auch der Gastraum mit dem mächtigen Pizzaofen und den rot-weiß-karierten Tischdecken macht auf den ersten Blick klar: ah, Italien.

Der Fokus liegt auf Pizza und Pasta - und zwar in einer Qualität, wie man sie in dieser von allem gutem Geschmack verlassenen Gegend nicht zu träumen gewagt hätte. Schon die Focaccia, brennheiß aus dem Ofen, in der süditalienischen, dünnen, knusprigen Variante mit Rosmarin und Meersalz drauf, ist nicht anders als himmlisch: Madonna!

Knackiger Tintenfisch und kurz pochierte Muscheln

Antipasto di Mare überzeugt mit frischem, knackigen Tintenfischsalat, ganz kurz pochierten Mies- und Venusmuscheln, einer nicht zu dünnen Scheibe Thunfischs mit zitronigem Dressing und dicken Scampi - mehr als ordentlich für 13 Euro. Rohschinken aus Kampanien wird mit sehr guter, aber zu kalt servierter Büffelmozzarella kombiniert - so simpel wie befriedigend.

Wer seine Pizza geschmeidig und doch knusprig will, sollte bei den Espostos glücklich werden: Der Teig schmeckt hier zumindest so befriedigend wie die Toppings, bei denen wie stets zur Mäßigung gemahnt werden muss: Viel mehr als Tomatensauce und Büffelmozzarella sollte eine gute Pizza nicht schmücken.

Elastisch, bissfest, rustikal und dennoch elegant

Für die Pasta ist Mamma Maria Carmela zuständig. Wenn sie gerade Orecchiette von Hand geformt hat, sollte daran vernünftigerweise kein Weg vorbeiführen: so wunderbar elastisch, so köstlich bissfest, so durch und durch rustikal und dennoch elegant. Sehr gut auch die hauchdünnen, dafür aber breit gewalzten Fettucine mit frischen Steinpilzen und einer Idee Prosciuttofett, oder die Spaghetti allo scoglio mit allerhand Muscheln, Moscardini und sonstigem Felsengetier, die mit markanter Schärfe und sattem, knofldurchsetztem Meeresduft wie gemacht sind, um mit einem kleschkalten sizilianischen Weißen (etwa Regaleali von Tasca d'Almerita) gepaart zu werden. Ah, Italien. (Severin Corti/Der Standard/rondo/22/06/2011)