Ivan Mascia, Pächter und, neben Vater Mario, Küchenchef des Il Tavoliere, hatte eigentlich nicht vor, länger in Wien zu bleiben. Vor ein paar Jahren wurde der aus Apulien stammende Koch von der Gastronomen-Familie d'Atri (Osteria d'Atri, Il Melograno) an die Donau berufen, um das Küchenteam für die damals zu eröffnende Pizzeria d'Atri entsprechend zu schulen. Als Präsident der Oenogastronomischen Gesellschaft Apuliens und mehrfacher Kapitän der "Squadra Acrobatica Pizzaioli" der Region war er dafür der richtige Mann. Nachdem Mascia seine Kunst allen d'Atri-Betrieben und dem (inzwischen geschlossenen) da Vitti in der Kumpfgasse angedeihen hatte lassen, eröffnete er nun doch ein Restaurant.
Der 15. ist halt ein bissl ein anderes Pflaster als der Erste, weshalb Mascia sich mit Investitionen noch zurückhält und das Ambiente der leicht abgewirtschafteten Pizzeria vorerst unverändert lässt. Die Qualität der Küche hingegen ist mehr als beachtlich.
Mit einem Servierwagen an den Tisch
Neben der Pizza, deren elastischen Teig Mascia über drei Tage im Kühlen reifen lässt (die aber, zu seinem Missfallen, nur im Elektro- und nicht in einem Holzofen gar wird), zählt vor allem Fisch zu den Spezialitäten, und ganz besonders Carpaccio vom Wolfsbarsch.
Dafür nämlich rückt Mascia mit einem Servierwagen an den Tisch, nimmt einen ganzen Branzino von der Platte und behandelt diesen derart virtuos mit Messer, Gabel und Löffel (aber niemals, für keinen Handgriff, mit bloßen Fingern), bis er in hauchfeine Scheiben zerteilt auf dem Teller liegt. Gewürzt wird mit einer gepressten, hochreifen Tomate, mit Mohn, Salz, allerbestem Olivenöl, Zitronensaft und einem nicht zu knappen Schuss Prosecco. Das schmeckt derart fantastisch, dass man sich plötzlich gar keine andere Zubereitungsart für so einen Zuchtbarsch gefallen lassen mag - große Empfehlung.
Aber auch die Antipasti, mit 21 Euro für zwei nicht eben kleinlich kalkuliert, sind eine ziemlicher Showstopper, kommen dafür doch gezählte 20 Tellerchen zu Tisch, auf denen neben allerhand gegrilltem Gemüse, feinem Aufschnitt und rarem Käse auch ganz wunderbarer, selbst in Olivenöl eingelegter Spargel Platz findet. Bei der Pasta mit Bohnen und Miesmuscheln, die mitsamt der Schüssel in Pizzateig gebacken wird (siehe Bild), leidet zwar die Bissfestigkeit der Linguine - restlos aufessen will man die Portion aber dennoch: schmeckt einfach zu gut. Wer in größerer Runde kommt, sollte sich ankündigen: Die großen, leinengeangelten Fische fängt sich Mascia einstweilen nur auf Bestellung vom Lieferanten-Laster. (Severin Corti/Der Standard/rondo/04/02/2011)