Elvis Costello "National Ransom" (Universal)

Foto: Universal

ELVIS COSTELLO
National Ransom

(Universal)

Dass in Nashville nicht zwangsweise blutleerer Schlager-Country produziert wird, stellt Elvis Costello auf National Ransom unter Beweis. Den Briten mit der Brille hat es schon öfter in den Süden der USA verschlagen, auf der Suche nach Soul, dem Blues und allem anderen, das sich musikalisch rund um den Mississippi lokalisieren lässt. National Ransom spielt ein wenig mit der Vaudeville-Kultur des frühen 20. Jahrhunderts, die mit ihren Side-Shows auf dem Land ja noch eine Spur derber war als in den Metropolen. Dennoch, so richtiger Country ist hier kaum zu finden. Auf forschen Country-Rock wie Five Small Words folgt die eindringliche Ballade Church Underground, es finden sich akustische Oasen wie Bullets For The New-Born King oderheitere Barroom-Stomper wie The Spell That You Cast, in dem dann auch eine Costello-typisch eiernde Orgel auftaucht. Ein gutes Album, etwas zu lang, stellenweise trotz T-Bone-Burnetts Produktion zu glatt. Richtig gut wird es, wenn Costello sich wie in der Ballade That's Not The Part Of Him You're Leaving so richtig reinfühlt. 

THE SLUMMERS
Love Of The Amateur

(Blue Rose / Hoanzl)

Aktualitäts- und Neuigkeitsfetischisten bitte weiterblättern. Das hier ist alt. Zweifach. Einmal, weil es schon im Mai erschienen ist, aber irgendwie übersehen wurde, liegenblieb - was weiß man. Zum Zweiten, weil hier Musik gemacht wird, die - wie man so schön sagt - ihre Zukunft bereits hinter sich hat. The Slummers sind das aktuelle Projekt von Dan Stuart. Der zählt wegen seines maßgeblichen Zutuns bei Green On Red, deren Sänger er war, als Unberührbarer. Zumindest im Slacker-Country-Rock-Himmel auf Erden. Nach einer monetär motivierten, eher kurzen als langen Reunion, die Green On Red vor einigen Jahren auch nach Wien geführt hat, leistet sich Stuart nun wieder ein musikalisches Hobby. Als The Slummers spielt er gemeinsam mit JD Foster gepflegt unsauberen Rock, der von weinerlichen Balladen perforiert wird. Gute Geschichten konnte Stuart sowieso immer erzählen. Wer Calexico gut findet, wem Giant Sand oder Danny & Dusty was sagt und wer den Namen Bob Dylan schon mal gehört hat, hat dieses Album eventuell eh schon. Wenn nicht, wird's Zeit. (flu, RONDO/DER STANDARD - Printausgabe, 29. Oktober 2010)