Der Couturier Franck Sorbier kreierte dieses Kleid für die Kreativgala von Chevrolet: Geht es dabei um Automobile zum Anziehen oder benzinsparende Kleidung?

Foto: Hersteller

Das Model schmiegt sich in einer von Autobestandteilen übersäten Robe an das Fahrgestell, so als würden die beiden in träumerischer Symbiose nicht mehr voneinander zu trennen sein. Geht es bei dem Bild um Automobile zum Anziehen oder um benzinsparende Kleidung? Schwierige Frage.

Sicher ist: Der Versuch einer Stoffadaption eines Fahrzeugmodells ist eine Kreation des Haute-Couture-Designers Franck Sorbier und trägt den Namen "Orlando Dress". Im Rahmen des Design-Wettbewerbs "Young Creative Chevrolet" gestaltete der Designer eine pompöse Modenschau. Dabei wäre der eigentliche Zweck des Abends fast in Vergessenheit geraten: die Siegerehrung der Gewinner des zum vierten Mal abgehaltenen Design-Contests.

Ziel des Wettbewerbs ist es, die Marke Chevrolet kreativ umzusetzen. In diesem Jahr haben Studierende von Kunsthochschulen aus zwanzig Ländern mitgemacht. An Frankreich gingen die ersten Plätze in "Video" und "Fashion", Großbritannien gewann in "Photography", und den ersten Preis in "Visual Arts" machte Portugal. Österreich erlangte mit Daniel Kovacs, Student der Universität für Angewandte Kunst Wien, ebenfalls einen ersten Platz in "Music". Des weiteren holte Toni Eisner von der gleichen Hochschule den zweiten Platz in "Video" und Lea Lugaric von der Kunstuniversität Linz den dritten Platz in "Photography".

Junge Kreative

Neu ist die Idee, sich den Einfällen junger Kreativer zu bedienen, nicht gerade. Viele Firmen aus der Modebranche und darüber hinaus unterstützen oder vergeben regelmäßig Auszeichnungen an junge Kreative. Immer öfter bedienen sich auch kleine, ungewöhnlichere Kampagnen dieses Werkzeugs, wie der Aufruf der Firma Fressnapf nach einem kunstvoll gestalteten Kratzbaum zeigte.

Die Bandbreite ist weit gestreut - vor allem in ihren Zielsetzungen und den nachhaltigen Karrierechancen für die Teilnehmenden unterscheiden sich die Veranstaltungen. Was nach den Feierlichkeiten des firmeneigenen Designwettbewerbs an weiterer Zusammenarbeit geschieht, ob fallweise eine mögliche Realisierbarkeit der Projekte für den breiten Markt besteht - diese und weitere Fragen bezüglich einer beruflichen Zukunft bleiben häufig offen.

Kontakte knüpfen

Florence Camenzind, Konzernsprecherin von Chevrolet Europe und maßgebliche Ideengeberin des Kunsthochschulen-Wettbewerbs, sieht genau darin die Stärke von Designwettbewerben: "Die Studenten haben die Chance, Kontakte zu knüpfen. Es besteht die konkrete Möglichkeit, einen ersten Schritt ins Berufsleben zu setzen und sich ein Image zu kreieren." Dieses Jahr durften sich die Studenten Gedanken zu Kreationen rund um das Kleinwagenmodell Chevrolet Spark machen. Das als Erst- oder Zweitwagen für junge Städter und Familien gedachte Auto in die Designhände jener geben, die es auch fahren sollten? Wayne Brannon, CEO von Chevrolet Europe: "Wir ließen uns einiges entgehen, wenn wir die nützlichen Ideen der Studenten nicht wahrnehmen würden."

Gerade junge Kunden sind rar und daher umso begehrter. Designwettbewerbe knüpfen hier an und vermitteln die nötige zeitgemäße Betrachtung der Marke. Bestenfalls haben diese für die Unternehmen eine Verjüngungskur zur Folge. Vor allem durch das suggerierte künstlerische Interesse und das nachwuchsfördernde Image. Ob die aus den Wettbewerben entstandenen Kreationen tragbar sind, ob die Firmen ernsthaft daran denken beispielsweise in Mode zu machen, und ob das für einen Art-Contest überhaupt eine Rolle spielen sollte, dieser Fragen dürfen sich die Veranstalter zukünftiger Designwettbewerbe annehmen. Denn die nächsten kommen bestimmt. (Nadine Obermüller/Der Standard/rondo/15/10/2010)