Eine Kreation des Labels superated.

Foto: Jürgen Hammerschmid

Es ist einfach, sich über die Wiener Modewoche lustig zu machen. Da zeigen Großteils Labels ihre Kreationen, die weder in Mailand noch in Paris ein Begriff sind. Allerdings nicht, weil in Mailand oder Paris noch niemand die Gelegenheit hatte, sich von ihrem Können zu überzeugen, sondern weil sie schlichtweg nicht zeitgeistig, avantgardistisch, groß oder professionell genug wären, um in Mailand oder Paris mithalten zu können. Oder - auch das gibt es - weil es sie schlichtweg nicht interessiert. Die Käufer sitzen sowieso in Wien, warum sollte man die eigene Mode also irgendwo anders zeigen? Auf all diese Umstände kann man naserümpfend hinweisen, und auch darauf, dass die Vienna Fashion Week zeitgleich mit jener in Mailand stattfindet. Internationale Einkäufer wird man damit nur schwer anlocken.

Vielleicht geht es darum auch nicht. Die zweite MQ Vienna Fashion Week hat am vorigen Wochenende wieder jene angezogen, die aus Lust und Laune kommen. Weil ihnen Mode gefällt. Sie kamen nicht grüppchenweise, sondern in Heerscharen. Und das zu 40 Modeschauen an vier Tagen. Mehr als 450 Sitzplätze gab es im Zelt vor dem Museumsquartier, und fast immer waren alle Plätze besetzt. Das ist ein großer Erfolg: Die Modemacher in dieser Stadt (und von ihnen gibt es viele - und viele gute!) traten vor den Vorhang, sie wurden gelobt und manchmal auch getadelt. Letztere können es das kommende Mal besser machen, einen Anreiz haben sie jetzt. Die Mode in dieser Stadt hat nämlich ein Gesicht bekommen - und die Stadt ein Modell zur Präsentation von Mode, das funktioniert. (Stephan Hilpold/Der Standard/rondo/01/10/2010)