Friedrich Gutscher stammt aus Wien. Nach 35 Jahren als Sternekoch in Stuttgart kocht er nun im Südburgenland...

Foto: M. Corti

... vegetarisch und auch sonst sehr exklusiv.

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Der alte Bauernhof im südburgenländischen Zahling heißt nun An-Alapanka-Ma. Im aufwändig gestalteten Garten wird man von geheimnisvollen Tönen empfangen, die aus versteckten Lautsprechern gurren. Laut Prospekt gibt es hier auch ein Anastasia-Land samt Gedankenbaum, einen Silberwald und einen sibyllinischen Garten mit Mosaikskulpturen. Im Vitalzentrum wird die Entspannungstechnik Bowtech angewandt, um "gestaute Energie im Körper nachhaltig zum Fließen" zu bringen. Wem das als gar dick aufgetragener Eso-Hokuspokus vorkommt, der könnte durchaus nicht falsch liegen.

Traum vom aktiven Lebensabend

Aber auch ganz schön etwas versäumen. Friedrich Gutscher, Wiener und über Jahrzehnte in Stuttgart als Sternekoch ("Délice") tätig, hat hier mit Sylvia und Peter Mies den Traum vom aktiven Lebensabend zu dritt wahrgemacht. So entspannt und liebenswürdig, wie die drei an ihr Projekt im Austro-Outback herangehen, kann man ihnen nur das Beste wünschen. Sie ist Künstlerin und hat die Gestaltung des prächtig gelegenen Anwesens maßgeblich zu verantworten. Er war lange Internist und ließ sich in Australien von der wohlseinstiftenden Kraft der Massagetechnik Bowtech überzeugen. Gutscher kocht - und zwar nur noch so, wie er selbst auch essen will. Dass vegetarische Küche auf hohem Niveau und zu ebensolchen Preisen südöstlich von Güssing nicht unbedingt mehrheitsfähig (geschweige denn ein Geschäft) ist, macht ihm gar nichts: "Im Gegenteil, mir ist nur recht, wenn wir nicht überrannt werden." Dabei ist die Küche allemal einen Umweg wert. Zucchini-Tempura wird zu einem Hauch von Millefeuille zusammengefügt und mit kleinstgehackten Paradeisern, rohem Zucchino und Basilikum gefüllt: zart, knusprig, duftig, ohne eine Ahnung von Frittierfett - sehr gut. Ganz kleine Eierschwammerln werden kurz sautiert und mit Arganöl abgeschmeckt - knackig, leicht, köstlich nussig. Lauchrisotto, cremig und bissfest, bekommt erstaunlich aromatische Sommertrüffel und eine satte Rotweinreduktion mit auf den Weg - ja! Knusprige Topfenknödel mit Marillenröster und Milirahm-Eis sind überhaupt himmlisch. Dass man danach erfüllt, aber auch erfrischt von dannen zieht, ist halt ein Mehrwert, von dem bedingungslose Fleischvernichter gar nichts wissen wollen. Ihr Pech. Geradezu unglaublich: Die Weinkarte mit großen deutschen Rieslingen bis zurück ins 19. Jahrhundert! (Severin Corti/Der Standard/rondo/03/09/2010)