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Ratgeberbücher im ländlichen Zweitwohnsitz als Falle für Georg.

Foto: Reuters/Enny Nuraheni

Georg sagt: "Das Schöne am Altwerden ist, dass man nicht mehr unter Originalitätszwang steht. Man macht einfach das, was man am besten kann. Oder man macht das, was man halbwegs beherrscht, mit dem man aber trotzdem einigermaßen zufrieden sein kann. Wenn sich die Frage überhaupt stellt, ob es wichtig ist, dass man zufrieden ist. Einfach nur seine Ruhe zu haben ist eigentlich auch okay."

Georg wurde jetzt länger nicht gesichtet, weil er sich mit Frau und dem dazugehörigen Dutzidutzi durch diverse Zweitwohnsitze seines Bekanntenkreises schnorrte. Auf einer der Stationen scheint ihm aber offenbar wieder einmal ein Ratgeberbuch aus dem Fach resignative Esoterik den Weg verstellt zu haben.

Das Gefährliche am Schnorren durch ländliche Zweitwohnsitze ist ja nicht etwa, dass man dreimal die Woche mit verkohltem Grillgut abgefüllt wird. Es macht auch nichts, dass man Zucchinis aus dem Garten in sämtlichen Zubereitungsarten kennenlernt, die sich in Rezeptbüchern zwangslustiger Fernsehköche finden lassen. Essen wird stark überbewertet.

Auch, dass man sich oft wochenlang mit den privaten Verrücktheiten der Gastgeber auseinandersetzen muss, die man sonst in der Stadt leicht einmal ignorieren kann, ist nicht weiter problematisch. Wenn es nichts kostet, ist der Mensch bekanntlich tolerant.

Wirklich schrecklich ist immer nur die Bibliothek der ungelesenen Bücher, die man in solchen Häusern findet. Das Lesen nämlich hat dem Georg, wie wir alle wissen, noch nie gut getan. Dafür ist er zu einfach gebaut. (Christian Schachinger/DER STANDARD/rondo/27/08/2010)