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Haut und Augen müssen vor der Sonne geschützt werden.

Foto: APA/Hildenbrand

Das Schöne an schlechtem Wetter ist, dass die Abwesenheit von Sonnenstrahlen - zumindest langfristig betrachtet - ein Jungbrunnen für jeden Einzelnen ist. Das ist zwar nur ein schwacher Trost, für alle, die schon seit Wochen nach Sonne lechzen, aber rein empirisch betrachtet schadet die Sonne der menschlichen Haut. Das ist ein mittlerweile hinlänglich bekanntes, naturwissenschaftlich bewiesenes Faktum. Doch Lernprozesse dauern. Bis ein Kind eine Bewegung kann, muss es sie 35.000-mal wiederholen, so eine Faustregel unter Eltern.

Deshalb also auch diese Saison die obligatorische Warnung: Intensives Sonnenbaden kommt quasi einer Selbstverletzung gleich. So jedenfalls sehen es die Dermatologen. In ihren Ordinationen sehen sie täglich Menschen, deren Haut zu viel Sonnenlicht und zu wenig Sonnenschutz abbekommen hat. Sie ist unregelmäßig pigmentiert und faltig. Denn Hautzellen sind nachtragend, merken sich jeden Strahl, den sie einmal abfangen mussten. Es muss nicht immer gleich ein Melanom sein, es gibt auch andere Arten von Hautwucherungen, etwa verhornte Stellen, die nicht mehr weggehen und immer wieder verödet werden müssen. Die Ohren, Augenbrauen oder der Haaransatz sind besonders betroffen. Spätestens in diesem Stadium sind sommerliche Aufenthalte im Freien dann wirklich problematisch.

Ruth Greussing, PhD-Studentin am Innsbrucker Institut für biomedizinische Altersforschung der Österreichischen Wissenschaften, beschäftigt sich in ihrer Grundlagenforschung damit, was Sonnenstrahlen tatsächlich in der Haut anrichten. "Als ehemalige Solariumsbesucherin bin ich jetzt lieber nachtaktiv", sagt sie zwar mit Humor, aber durchaus mit Ernst in der Stimme. Grund dafür sind ihre Laborarbeiten an Fibroblasten. Das sind Hautzellen, die unter anderem auch für die Hautelastizität verantwortlich sind. Greussing bestrahlt sie im Labor mit UVB-Strahlen und beobachtet Folgendes: UVB-Strahlen lassen diese Hautzellen sich aufblähen und erstarren. "UVB-bestrahlte Zellen teilen sich nicht mehr, werden drei bis viermal so groß wie ursprünglich", erklärt Greussing. Im Klartext: Mit dem frischen Teint ist es dann vorbei, denn zudem hat auch UVA-Strahlung ganz unbemerkt (sie verursacht keinen Sonnenbrand) ihre Zerstörungsarbeit an der Zellen geleistet.

Zellen reagieren weniger stark

Greussing behandelt ihre Zellen übrigens auch mit Extrakten, die ähnlich wie Sonnenschutz wirken sollen. "Ein gewisser Anteil an Strahlen kommt zwar trotzdem durch, aber die Zellen reagieren eindeutig viel weniger stark." Ziel der von einem großen Kosmetikkonzern mitfinanzierten Forschungen ist es, anhand solcher Modelle jene Gene zu identifizieren, die für die Hautalterung verantwortlich sind bzw. jene Signalwege zwischen verschiedenen Zellen zu finden, die die Hautalterung vorantreiben. "Vielleicht werden wir sie eines Tages dann genetisch manipulieren können", äußert sich Greussing vorsichtig optimistisch, denn bis dahin werden noch viele Jahre vergehen.

UVA- und UVB-Schutz - und da besteht kein Zweifel - bleibt für alle, die Sonnenkinder bleiben wollen, ein Muss. Die Industrie bemüht sich nach Kräften, eine Vielfalt an Produkten anzubieten: samtige Milch, kühle Gels, Sprays, mit denen sich niemand mehr die Hände fettig machen muss. Zudem gibt es Spezialprodukte für Augen und Lippen, und - das ist ein neuer Trend - auch zunehmend Sonnenschutzprodukte für die Haare, die sie vorm Struppigwerden bewahren sollen. Für ganz Ungeduldige gibt es Sonnencremen mit Selbstbräunungseffekt. Das alles, damit die Hautzellen entspannt bleiben.

Und Achtung: Sonnenschutzfilter haben meist ein Ablaufdatum von zwölf Monaten. Die Tuben von vorigem Jahr sollten daher besser ersetzt werden - der Haut zuliebe.

Es muss nicht immer gleich ein Melanom sein, es gibt auch andere Formen von Hautwucherungen, bedingt durch zu viel Sonnenlicht. Die Ohren, Augenbrauen oder der Haaransatz sind von intensiver Sonnenbestrahlung besonders betroffen.(Karin Pollack, DER STANDARD, RONDO, 11.6.2010)