In Zwischenbrücken, dem Ortsteil der als "Cottage" der Wiener Brigittenau gilt, haben Csilla und David Herbich ein Wirtshaus reanimiert.

Foto: Gerhard Wasserbauer
Foto: Gerhard Wasserbauer

Dass der Koch David Herbich jetzt Wirt in der Brigittenau ist, liegt daran, dass er sich auf der Vorgartenstraße verirrt hat. Die lange Straße wird bekanntlich mittendrin und mehrmals von ein paar Hektar Frachtenbahnhof unterbrochen - ohne Taxlerprüfung oder Navi gelingt nur wenigen eine Punktlandung. (Hinweis: Das Lokal steht an der Ecke Pöchlarnstraße). Plötzlich stand Herbich jedenfalls vor dem alten Eckwirtshaus mit dem bezaubernden Nussbaum-Vorgarten, schaute durch die eingeschlagenen Fenster und sagte sich: "Des bringst wieder in d'Höh".

Seit Ende Oktober ist die alte Gastwirtschaft wieder in Betrieb. Die Lamperie und den Windfang konnte Herbich retten, Boden und Schank waren ruiniert. Kluger Lichteinsatz sorgt für animierende Wirtshausstimmung. Und siehe da: An den Wochenenden geht hier ohne Reservierung gar nichts, auch an den anderen Tagen muss sich der Wirt kaum Sorgen um die Auslastung machen. Soll noch einer sagen, dass sich in manchen Gegenden einfach keine gscheiten Wirtshäuser ausgehen!

Kulante Preisgestaltung

Im Falle des Nussgartls ist die Küche unter Roland Bezina dafür ebenso verantwortlich wie die kulante Preisgestaltung: Wer auch nur annähernd so gute (und mächtige) Rindsrouladen mit Hörnchen und Wurzelsauce serviert wie im Nussgartl - und dabei weniger als 9,90 Euro verrechnet, darf sich melden. Erwähnung garantiert!

Aber es geht schon bei der Qualität des Suppentopfs los (reichlich gute Wurzeln, Top-Griesnockerln, richtig gute Suppe, leider zache Fleischwürfel) und setzt sich bei der prägnanten Würze des ganz und gar schlagobersfreien Beuschels fort. Überhaupt werden die Innereien gepflegt (Kalbsnierenbraten, Hirn!), dazu gibt es augenscheinlich in der Pfanne gebackene Fledermaus, gutes Gulasch und andere Wiener Standards. Den karamellisierten Topfenschmarrn samt Marillenröster kann der Gast unter "Pflicht" abspeichern: urgut. An der Weinkarte wird noch gearbeitet, ein paar hübsche Flaschen sind bereits vorrätig - bis hoffentlich bald der Nussgarten aufsperrt, werden es sicher mehr. (Severin Corti/Der Standard/rondo/19/03/2010)