Haya Molcho hat mit dem Neni ein Lokal neuen Stils für den Naschmarkt geschaffen.

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Jetzt gibt es Molchos von den Suks zwischen Marrakesch und Jerusalem inspirierte Küche zum Nachkochen.

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Weil das neue Kochbuch von Haya Molcho wie ein hebräisch- oder arabischsprachiges Buch von links nach rechts (leitkulturkonform: von hinten nach vorn) umgeblättert wird, bekommt der Buchhandel bei der Auslieferung einen Hinweis mitgeliefert, dass da eh kein Fehler passiert sei.

Die ungewöhnliche Art der Bindung verweist auf Molchos orientalische Heimat. Sie gibt dem Leser auch eine Idee von der Art der Gerichte, die im Buch versammelt sein könnten - noch bevor er es aufschlägt. Vor allem aber macht diese Provokation gegen gelernte Lesegewohnheiten gleich einmal deutlich, dass man ein sehr persönliches Buch in der Hand hat.

Natürlich findet sich die legendäre Shakshuka darin, jene in geschmorten Tomaten und Paprika gestockten Eier mit frischen Kräutern, dank der die Freuden des Frühstückens am Naschmarkt so erheblich größer geworden sind, seit das Neni vor einem Jahr eröffnet hat. Auch die anderen Big Seller aus dem Neni sind vertreten, von Reuben Sandwich über Hendl-Tajine bis zum Hummus, der frischwürzigen Kichererbsencreme, die wohl das Fundament der nahöstlichen Küche ausmacht.

Vielzahl verschiedener Küchen und Einflüsse

Aber vor allem erzählt Haya Molchos Kochbuch über ihr Leben - als Reisende zwischen Ost und West, als Mutter von vier Söhnen, als Frau des Pantomimen und Regisseurs Samy Molcho, als autodidaktische Köchin und Betreiberin von Caterings und Restaurants. In köstlichen Rezepten aus den Suks von Marrakesch bis Tel Aviv, wo sie aufgewachsen ist, von ihrer Familie (sie ist rumänisch-französischer Herkunft) und von den zahllosen Reisen, die ihr Leben an der Seite Samy Molchos prägten.

Das resultiert einerseits in einer Vielzahl verschiedener Küchen und Einflüsse, die das Blättern in Molchos Buch inspirierend und kurzweilig machen, aber auch in vergleichsweise geringem Zeitaufwand, um die Gerichte nachzukochen: Im Alltag einer Mutter von vier Buben hat die fein herausgeputzte Edelküche erstmal Pause.

Keine langwierigen Rezepte, dafür vielfältige Ideen, wie sich die Küchentradition des Orients mit seinen herrlichen Gewürzen und der Vorliebe für frische Kräuter im mitteleuropäischen Alltag deklinieren lässt. Was dabei herauskommt, ist eine sehr zeitgemäße, variantenreiche Küche, die sich hauptsächlich über Gemüse und Früchte definiert (spielen eindeutig die Hauptrollen) und speziell die hierorts fast schon vergessenen Hülsenfrüchte hochleben lässt. Weizen wird nur sparsam eingesetzt, Milch oder Obers ebenso - Ernährungswissenschafter dürften jauchzen vor Glück, wenn sie dieses Buch aufschlagen.

Buchbinder-Detail

Insofern geht auch das Sponsoring durch zwei Getränkefirmen in Ordnung, selbst wenn manche Rezeptbilder, auf denen sich ein Logo ins Bild schieben darf, wie Fremdkörper anmuten - trotz geschickter Inszenierung.

Erst im Gebrauch fällt schließlich ein weiteres Buchbinder-Detail auf, das man sich bei allen Kochbüchern wünschen Würde: Die Seiten fallen allesamt schön auf, sodass das Buch satt und gut lesbar auf dem Küchentisch liegt - überaus komfortabel, wenn man gerade mit Küchenhänden nach der genauen Garzeit sucht. (Severin Corti/Der Standard/rondo/05/03/2010)